TrinkkulturWie Kaffee unsere Gesundheit beeinflussen kann

Kaffee könnte vor Erkrankungen wie Alzheimer schützen - zu diesem Schluss kommt eine neue Metastudie. Ganz wichtig dabei: Das ist nur ein Baustein, der helfen kann, unsere geistige Gesundheit zu erhalten. Auch deshalb sollten wir es mit den Heißgetränken nicht übertreiben.

Eine Übersichtsstudie aus China kommt zu dem Ergebnis: Kaffee kann vor neurodegenerativen Krankheiten schützen. Demnach haben vor allem weiße Männer ein geringeres Risiko, an Alzheimer zu erkranken, wenn sie 2,5 Tassen pro Tag trinken. Die Forschenden der Chinese Medical University haben dafür in den größten Medizinforschungsdatenbanken Studien zwischen 1990 und 2019 mit Begriffen wie Demenz, Alzheimer und kognitivem Verfall durchsucht – in Verbindung mit Begriffen wie Kaffee und Tee.

Auch Tee kann gegen neurodegenerative Erkrankungen schützen

Laut den Forschungen sei der Effekt bei Frauen etwas kleiner – bei Menschen, die aus Asien stammen, sei der Effekt größer, wenn sie Tee trinken. Sie reduzieren ihr Risiko, an einer neurodegenerativen Erkrankung zu sterben, demnach um 11 Prozent, wenn sie pro Tag eine Tasse Tee trinken. Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Julia Demann ordnet die Ergebnisse für uns ein. Demnach habe diese Übersichtsstudie durchaus Relevanz. Für diese Übersichtsarbeit haben sich Forschende Literatur angeguckt, die schon publiziert worden ist.

"Diese Übersichtsarbeit hat schon eine gewisse Relevanz. Sie durchsuchten Medizinforschungsdatenbanken nach Studien zwischen 1990 und 2019 mit Begriffen wie Demenz, Alzheimer und kognitivem Verfall – in Verbindung mit Kaffee und Tee."
Julia Demann, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Gesunden Lebensstil pflegen – das Maß macht's

Das Forschungsteam schaute, welche Studien während der 29 Jahre Aussagekraft hatten. 22 Studien berücksichtigten sie in ihrer Auswertung, in denen große Gruppen von Menschen während eines längeren Zeitraums beobachtet wurden. In elf davon wurden Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen mit gesunden Menschen verglichen. Auf diese Weise kamen Datensätze von knapp 400.000 Menschen zusammen.

Julia Demann gibt allerdings zu bedenken, dass die nun vorliegende Arbeit nicht die erste Studie ist, in der sich Forschende mit der Frage beschäftigen, inwieweit Tee- oder Kaffeekonsum mit dem Risiko, an Alzheimer oder anderen neurodegenerativen Krankheiten zu erkranken, korreliert. Bereits 2018 konnte anhand großer Datensätze gezeigt werden, dass Kaffee eine gewisse Schutzwirkung auf unser Gehirn hat. Julia Demann weist darauf hin, dass "man bei all diesen Studien auch eine gewisse Verzerrung nicht ausschließen kann."

Unsere Reporterin erklärt, dass nicht jeder Mensch Kaffee trinken könne. Zum Beispiel, weil sich einige dies einfach nicht leisten könnten. "Aus anderen Studien ist bekannt, dass arme Menschen eher krank sind als reiche", sagt Julia Demann. Weiter gebe es Menschen, die aufgrund bestimmter Vorerkrankungen keinen Kaffee trinken können. Außerdem wird in einigen Ländern eher Tee als Kaffee getrunken. Und dort habe dann eben Tee eine größere Wirkung auf die Gesundheit als Kaffee.

"Das nicht in jedem Land gleichviel Kaffee getrunken wird, ist natürlich auch ein Hinweis auf eine statistische Verzerrung. Eine Wirkung scheint es trotzdem zu geben. Denn man kennt schon Mechanismen, die die Wirkung belegen."
Julia Demann, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Die gesundheitserhaltende Wirkung des Kaffees untersuchten Forschungsteams schon in früheren Studien. Julia Demann erklärt: "In Studien wurde bereits nachgewiesen, wie Koffein bei Mäusen in Laborversuchen die Entstehung der für Alzheimer typischen Eiweiß-Plaques verhindern kann. Das Koffein blockiert Rezeptoren, die die Entstehung dieser Plaques begünstigen." Auf die Ergebnisse dieser Studie aus dem Jahr 2018 greifen die Autor*innen der Metaanalyse zurück. Und auch andere Studien haben schon Wirkmechanismen gefunden, in denen andere Stoffe im Kaffee vor Alzheimer schützen könnten. Welcher Stoff dafür entscheidend ist oder ob es die Mischung macht, ist allerdings noch unklar.

Sollten wir wegen dieser Erkenntnisse also alle zur Kaffeetasse greifen? "Es ist nur ein Baustein, der dazu beitragen könnte, unsere geistige Gesundheit zu erhalten. Außerdem reagiert ja jeder Mensch ein bisschen anders auf Kaffee", erläutert Julia Demann. Daher: Wer Kaffee nicht verträgt oder Medikamente nimmt, die sich damit nicht vertragen, sollte sich auch nicht mit Kaffee quälen.

Wer aber ohnehin gern Kaffee trinkt und einen gesunden Lebensstil pflegen möchte, kann aber mit gutem Gewissen weiterhin Kaffee trinken. Allerdings gilt auch hier, dass es die Menge macht. Denn zu viel Kaffee kann beispielsweise die Aufnahme wichtiger Nährstoffe wie Eisen hemmen. Die Forschenden haben auch keinen größeren Effekt entdecken können, wenn Leute mehr als 2,5 Tassen pro Tag tranken.