TrennungschaosWie wir Urlaub mit der Ex-Beziehung überstehen
Der Urlaub mit dem Partner oder der Partnerin steht an. Doch kurz davor: Trennung. Martyna ist genau das passiert. Sie ist nur drei Tage nach dem Beziehungsaus mit ihrem Ex nach Kopenhagen gefahren. Ob und wie das trotzdem funktionieren kann, weiß Paartherapeutin Miriam Dialo.
Wenn eine Beziehung zu Ende geht, ist das selten Anlass für große Freude. Häufig ist eine Trennung emotional, kompliziert und auch irgendwie traurig – oft für beide, mindestens für eine Seite. Und weil Trennungen in der Regel nicht schon Wochen vorher im Kalender stehen, kann es noch komplizierter werden, wenn ein gemeinsamer Urlaub konkret geplant und schon gebucht war. Was jetzt – trotzdem nochmal zusammen losfahren oder besser nicht?
Martyna hat es getan. Nur drei Tage vor dem anstehenden Urlaub haben sie und ihr Freund sich getrennt. Sie spricht von einem großen Vertrauensbruch, der zur Trennung geführt hatte: Ihr Freund war verheiratet. Zwar von seiner Frau getrennt, aber verheiratet. Davon hatte Martyna nichts gewusst. Aber: Der geplante Urlaub war einfach sehr auf sie und ihren Freund zugeschnitten. Deshalb sind sie trotzdem losgefahren.
Sie würde es aber wohl nicht nochmal machen.
"Ich konnte mir nicht vorstellen, das, was wir unternehmen wollten, alleine zu machen oder mit einer Freundin. Es war wahrscheinlich die falsche Entscheidung."
Martyna sagt, dass sie die Hoffnung hatte, dass es im Urlaub nochmal zu klärenden Gesprächen kommt: "Vielleicht können wir dann dort vor Ort noch mal sprechen und dann macht das alles Sinn. Ich werde total die Erleuchtung haben und wir reden und werden das total aufarbeiten miteinander. Dem war natürlich nicht so."
Hoffnung auf klärende Gespräche im Urlaub
Martyna hatte für sich eine ganz klare Regel aufgestellt für den Urlaub: Sie wollte keine Körperlichkeiten mit ihrem Ex-Freund. Am Ende haben sich beide aber nicht hundertprozentig daran gehalten: "Es war einfach alles zu frisch, und ich hatte das alles noch gar nicht in die letzten Synapsen sinken lassen. Von daher hätte ich wahrscheinlich auch mit stärkerer Überzeugung an meinen boundaries festhalten sollen."
Martyna bereut den Urlaub mit dem Ex
Im Urlaub war Martyna dann auch ziemlich genervt von ihrem Ex-Freund und sie hat erkannt, warum es eigentlich zur Trennung gekommen ist. Sie hat ihn als sehr unselbstständig und impulsiv erlebt.
"Ich habe die ganze Reiseplanung übernommen. Ich war so ein bisschen Mama und Schullandheimbetreuerin gleichzeitig."
Im Nachhinein hat Martyna sich dann nochmal Gedanken über diesen Urlaub gemacht und für sich erkannt: Regeln aufstellen ist wichtig – und sich daran halten. "Transparent versuchen zu sprechen. Die Erwartungen auch nicht so hochschrauben. Auf jeden Fall Körperlichkeiten sein lassen und nicht zu viel Alkohol trinken", sagt Martyna. Außerdem sei es wichtig, die Geldfrage zu klären: Wird zusammen bezahlt oder doch lieber getrennt.
Auch mal alleine losziehen
Sie selbst ist in Kopenhagen auch nicht jeden Tag mit ihrem Ex-Freund losgezogen, sondern auch mal alleine. Das war für sie eine der guten Erfahrungen in diesem Urlaub: "Das war mir auch total wichtig. Ich wollte auch Dinge für mich selber haben in meinem Herzen und meine Erinnerungen, die nur mir gehören."
"Da habe ich ein Café gefunden und da war ich alleine. Und da habe ich auch nur Fotos von mir."
Für Martyna steht fest, dass sie nochmal nach Kopenhagen fahren will – und dass sie dann ganz andere Dinge tun möchte als mit ihrem Ex-Freund. Den Urlaub mit ihm bereut sie. Und sie rät anderen davon ab: "Wenn man immer noch sauer ist, würde ich sagen: Lieber alleine fahren und bisschen Selbstheilung betreiben. Das hätte ich lieber machen sollen."
Keine falschen Erwartungen, die Beziehung mal eben zu heilen
Auch die Paartherapeutin und Coachin Miriam Dialo sagt: Man sollte besser nicht mit dem oder der Ex in den Urlaub fahren, wenn man es vermeiden kann. Wer es doch überlegt, sollte sich einige Fragen stellen: Warum möchte ich mit der Person verreisen? Was wünsche ich mir von der Reise? Was ist der Grund, dass ich mir den Urlaub noch vorstellen kann?
Was für Miriam Dialo eindeutig gegen einen gemeinsam Urlaub spricht: Wenn man sich davon erwartet oder erhofft, den Partner oder die Partnerin währenddessen zurückzugewinnen, obwohl die Trennung schon ausgesprochen wurde.
Wie sage ich, dass ich nicht in den Urlaub will?
Doch wie sage ich meinem Gegenüber, dass ich nicht mit ihr oder ihm in den Urlaub möchte? Die Paartherapeutin plädiert dafür, von sich selbst auszugehen und die eigenen Gefühle zu kommunizieren. Zum Beispiel durch Sätze wie:
- Ich fühle mich überfordert mit der Situation.
- Mir wäre das eigentlich zu viel.
- Ich habe Sorge, ich würde mir vielleicht wieder Hoffnungen machen.
- Ich wünsche mir, dass wir die Verbindung, wie sie jetzt gerade ist, so in Erinnerung behalten und den Urlaub nicht mehr gemeinsam machen. Ich würde deswegen lieber mit einer Freundin fahren.
"Ich würde in Ruhe darüber nachdenken, ob man den Sex nicht nach dem Urlaub bereuen könnte."
Wenn man doch beschließt, mit der Ex-Beziehung in den Urlaub zu fahren, rät Miriam Dialo dazu, so viel wie möglich vorab abzusprechen. "Ganz risikobehaftet ist es, es einfach auf sich zukommen zu lassen." Zu den Fragen, über die man vorher sprechen sollte, gehören:
- Wie gestalten wir die einzelnen Tage?
- Welche Erwartungen haben wir jeweils?
- Was machen wir gemeinsam?
- Was machen wir nicht gemeinsam?
Wie viel Ex-Beziehungen im Urlaub gemeinsam unternehmen sollten, hängt für die Paartherapeutin davon ab, wie die Trennung ablief. Wer sich viel gestritten hat und einander Vorwürfe macht, sollte besser auch mal Zeit für sich haben. Wenn man schon eine Freundschaftsebene erreicht hat, kann man auch mehr Zeit miteinander verbringen.
Aber auch dann sollte man sich immer wieder selbst fragen, wie es einem in der Situation geht, sagt Miriam Dialo.
Wichtig: Eigene Bedürfnisse kommunizieren und die des Gegenübers erkennen
Ähnlich sieht es die Coachin beim Thema Sex: Das müsse jede und jeder für sich selbst wissen. Ein Urlaub mit weniger Alltagsstress, schönen – vielleicht sogar romantischen – Momenten und einem oder mehreren abendlichen Getränken könnte dazu führen. "Aber ich würde da in Ruhe drüber nachdenken, ob man das nicht nach dem Urlaub bereuen könnte", sagt Miriam Dialo.
Es könne auch hilfreich sein, sich vorzunehmen, bestimmte Themen im Urlaub auszuklammern. Andererseits kann es auch helfen, die Beziehung im Urlaub noch einmal zu reflektieren. "Es gibt da kein eindeutiges Richtig oder Falsch", sagt Miriam Dialo. Sie empfiehlt immer: Wenn Ex-Paare das wirklich möchten, lässt sich im Nachhinein eine Beziehung aufarbeiten, vielleicht auch mit einer Beratung. "Denn oft sind da Muster dabei, die zukünftig wieder auftreten können."
Damit eine Reise mit der Ex-Beziehung klappt, brauche es eine freundschaftliche Ebene sowie die Fähigkeit, die eigenen Bedürfnisse kommunizieren zu können und die des Gegenübers zu erkennen. Bei manchen klappt das. Bei anderen, wie bei Martyna, hat es nicht geklappt. Sie freut sich jetzt auf ihren nächsten Urlaub. Nach Italien, mit ihrem neuen Freund.