TrennungWie wir wieder zu uns selbst finden
Eine Trennung haut einen immer um, aber wie schaffen wir es, den Fokus und die Energie wieder auf uns selbst zu drehen, anstatt im Liebeskummer zu versinken? Lea erzählt, wie ihre Trennung dazu geführt hat, bei sich selbst anzukommen. Paartherapeut Holger Kuntze gibt Tipps wie wir uns wieder auf uns selbst konzentrieren.
Anfang dieses Jahres hat sich Lea von ihrem Freund getrennt und dies sei das Beste, was ihr passieren konnte, sagt sie. Die Beziehung sei keine gute gewesen, erst nach der Trennung habe sie so richtig wachsen können.
"Die Trennung war das Beste, was mir passieren konnte. Die Beziehung war nicht gut und ich konnte erst richtig wachsen, als ich die hinter mir gelassen habe."
Ihr Ex-Freund habe sie sehr vereinnahmt. Er hat es "immer wieder geschafft, wenn ich was unternommen habe, es mir zu versauen", sagt sie. Trotzdem habe sie viel zu lange an der Beziehung festgehalten und ständig auf Besserung gehofft. Irgendwann hat Lea gemerkt, dass sie sich ohne Hilfe nicht aus der Beziehung lösen kann und dafür auch therapeutische Hilfe in Anspruch genommen, sagt sie.
Trennung als Chance
Die Beziehung war zwar nicht tragbar, die Trennung sei aber dennoch schmerzhaft gewesen. Nach der Trennung hat Lea sich dann ganz auf sich konzentriert, dabei auch ihre Rolle in der Partnerschaft reflektiert und dies als Chance genutzt, viel über sich zu lernen, erzählt sie.
Geholfen bei der Verarbeitung habe ihr auch, ihre Erfahrungen mit anderen auf Instagram und TikTok zu teilen – um andere zu unterstützen, aber auch Unterstützung zu erhalten. "Es gibt da einen schönen Spruch: 'Schmerz will gehört werden'. Und mein Schmerz war sehr laut“, sagt Lea.
"Der größte Punkt ist definitiv, dass ich mir niemals wieder von einem anderen Menschen erzählen lassen möchte, dass ich nichts wert bin."
Nach der Trennung sei sie über sich hinausgewachsen, auch wenn es noch Luft nach oben gebe. Wenn der richtige Mann in ihr Leben trete, dann kann sich Lea auch wieder eine Beziehung vorstellen. Was sie aber nie wieder erleben will: sich von anderen Menschen erzählen zu lassen, nichts wert zu sein und auch nicht so behandelt zu werden, sagt sie.
Auf die Trennung folgt der kalte Entzug
Die Trennung war wichtig und richtig, und trotzdem kann die Trauer groß sein. Das ist auch absolut in Ordnung, so der Paartherapeut Holger Kuntze, und kein Beweis dafür, dass die Entscheidung falsch war. Menschen seien Bindungswesen, der plötzliche Cut sei wie ein kalter Entzug, der biochemische Vorgänge in Kraft setze. Diese sorgen dafür, dass wir in Stress, in Angst und Traurigkeit geraten.
"Wir sind normalerweise Bindungswesen, und dieser Cut in dem Moment sorgt dafür, dass wir in Stress kommen, in Angst, in Traurigkeit und entsprechend ist das total in Ordnung."
Das miese und leere Gefühl könne viel Raum und Zeit einnehmen. Wachse dann die grundsätzliche Idee, aus der Beziehung etwas lernen zu können, die Gründe für die Trennung zu erforschen und sich auch selbst reflektieren zu wollen, sei das ein wichtiger Schritt, die Trauer zu bewältigen, sagt Holger Kuntze.
Trauerarbeit muss gemacht werden
Bei der Auseinandersetzung entstehe eine Liste mit einer Vielzahl von Kategorien, um den Kopf zu sortieren. Diese Arbeit müsse gemacht werden. Helfen können dabei Gespräche mit Freundinnen und Freunden, aber auch gute Bücher zu dem Thema oder professionelle Unterstützung.
"Die Liste funktioniert. Durch die Verschriftlichung kommt es aus dem Kognitiven, aus dem Denken heraus und hat eine Manifestation."
Die Liste ist dabei durchaus wörtlich zu nehmen und gilt als ein etabliertes und hilfreiches Tool, so der Paartherapeut: "Sie funktioniert. Durch die Verschriftlichung kommt es aus dem Kognitiven, aus dem Denken heraus und hat eine Manifestation." Zudem kann ein kurzer Blick auf Listen helfen, sich zu stabilisieren, wenn jemandem Traurigkeit und Zweifel überkommen.
Unternehmungen statt Gedankenloops
Tanzen, Sport, Tinder – Unternehmungen seien hilfreich, um auf andere Gedanken zu kommen und sich von Emotionen abzulenken. Das könne zur Gesundung beitragen. "Aber wir sollten nicht glauben, nur weil wir vier Tage tanzen waren, dass die Verarbeitung fertig ist und dass es uns Bombe geht", sagt Holger Kuntze. Was auch nicht ratsam ist: Sich fortwährend in Gedankenschleifen zu verlieren mit der Annahme, schneller zu einer Erkenntnis zu kommen, so der Paartherapeut.