Lotta Lubkoll ist 600 Kilometer gelaufenÜber die Alpen mit Esel Jonny
Von München bis ans Mittelmeer: Mit ihrem Esel Jonny legt Lotta Lubkoll in 80 Tagen 600 Kilometer zurück und erfüllt sich damit einen Kindheitstraum.
Einen ziemlich prägenden Eindruck hinterlässt der computeranimierte Abenteuerfilm "Shrek" als Lotta Lubkoll ihn als Kind zum ersten Mal sieht. Der Esel aus dem Kinofilm hat es ihr besonders angetan. Sie träumt davon, sich eines Tages selbst auf eine Wanderreise mit einem Esel zu begeben.
Allerdings schiebt sie ihren Traum immer wieder auf, weil ihr die Umstände zu ungünstig erscheinen. Mal fehlt ihr das nötige Geld, mal ist es etwas anderes. Es gibt immer Gründe, die sie davon abhalten, sich eine kurze Auszeit zu gönnen und sich auf den Weg zu machen.
"Wir haben unterwegs so viel liebe aufgeschlossene Menschen getroffen. Als wir losgezogen sind, habe ich gedacht, wir sind jetzt drei Monate mutterseelenallein.
Schicksalsschlag gibt Impuls zum Aufbruch
Dann trifft Lotta ein Schicksalsschlag: Ihr Vater erkrankt an Krebs und stirbt kurz darauf. In den letzten Wochen und Monaten vor seinem Tod verbringt sie viel Zeit mit ihm und pflegt ihn. Und das gibt ihr den Impuls, ihre Wanderreise, von der sie schon lange träumt, nicht länger aufzuschieben. Denn auch ihr Vater hatte einen Traum: Er hatte sich vorgenommen, im Rentenalter mit dem Trecker und einem Zirkuswagen um das Mittelmeer zu reisen, aber dazu kam es aufgrund seines frühen Todes nicht mehr.
Entschleunigen, verarbeiten und sich mit der eigenen Angst konfrontieren
Nach dem Tod ihres Vaters fasste Lotta den Entschluss, ihren Traum wahr zu machen. Sie kündigte ihren Job und fand über eine Anzeige ihren Esel Jonny. Die beiden fanden schnell einen Draht zueinander, denn Jonny richtete sich bei einem Testgang über die Koppel direkt nach Lotta und folgt ihr. Damit steht für Lotta schnell fest, dass sie ein gutes Team werden und die Reise gemeinsam antreten können.
"Ich habe mir den langsamsten Esel überhaupt gesucht, weil Jonny ein harter Chiller ist . Die anderen Esel im Stall laufen tatsächlich ein bisschen schneller als er."
Durch den plötzlichen Tod ihres Vaters hat Lotta eine panische Angst vor dem Dunkeln entwickelt. Allerdings wird sie auf ihrer Reise von München über die Alpen nach Italien bis zur Adriaküste immer wieder mit der Dunkelheit konfrontiert. Sie schlüpft ins Zelt, bevor es dunkel wird und trinkt auch abends nichts mehr, um nicht in der Nacht auf die Toilette gehen zu müssen.
Oft übernachten die beiden auf Wiesen von Leuten, die Lotta tagsüber angesprochen hat. Sie hat ihr Zelt dabei und für ihren Esel einen kleinen Zaun, den sie nachts aufstellt. Das Beruhigendste ist für Lotta, wenn sie Jonny vor dem Zelt Gras und Heu mampfen hört. Dann weiß sie, dass alles in Ordnung ist. Sobald sich jemand dem Zelt nähert, beginnt Jonny zu wiehern. So kann Lotta auch in dunkeln Nächten beruhigt schlafen.
Im Notfall kommt ihr Onkel und holt sie ab
Viel planen kann während Lotta während ihrer Reise nicht. Nie ist klar, wie weit sie an einem Tag mit dem Esel kommt. Jonny ist voll bepackt mit Proviant und Klamotten und geht ungefähr halb so schnell wie Lotta.
Für den Notfall hat Lotta vor ihrer Abfahrt mit ihrem Onkel vereinbart, dass er sie und Jonny mit dem Pferdeanhänger abholt, wenn sie nicht mehr weiterkommen und irgendwo feststecken sollte. Aber dazu kommt es nicht: Die beiden kommen gut voran und erreichen nach 600 Kilometern und 80 Tagen dann endlich ihr Ziel: die Adriaküste.
"Ich glaube Jonny hat die Streicheleinheiten auf dieser Reise sehr genossen – sein Fell war danach doppelt so weich."
Inzwischen hat sich Lotta einen kleinen Van gekauft, den sie während des ersten Lockdowns zu einer Art Transportbox für Esel Jonny umgebaut hat. Damit unternimmt sie auch mal kürzere Trips und kann Jonny mitnehmen.
Ihre Erlebnisse, während ihrer 80-tägigen Trekkingtour, hat Lotta Lubkoll in ihrem Buch "Wandern, Glück und lange Ohren" festgehalten. Es ist am 15.03.2021 erschienen.