Neue Wege der TrauerbewätigungTrauer-Tattoos: Eine Erinnerung, die unter der Haut bleibt
Wenn ein Mensch oder Haustier stirbt, geht es vielen Hinterbliebenen darum, sie nicht zu vergessen. Trauer-Tattoos können eine Möglichkeit sein, die Erinnerung immer bei sich zu tragen. Wichtig ist allerdings: Tattoos können uns beim Trauern unterstützen, sie nehmen uns aber wahrscheinlich nicht den Schmerz, sagt Psychotherapeut Thorsten Padberg.
Mit einem Tattoo die Trauer um einen Menschen oder ein Haustier ausdrücken: Das machen immer mehr Menschen. Das zeigt: Anders als vergangene Generationen, finden wir andere Wege, die uns beim Trauern unterstützen.
Damals wie heute ist unsere Motivation in den meisten Fällen aber gleich: Wir möchten uns an die Verstorbenen erinnern und suchen Wege gegen das Vergessen. Haben uns früher vor allem Gegenstände oder Bilder dabei geholfen, kann uns heute ein Tattoo beim Erinnern helfen.
"Trauer-Tattoos haben natürlich immer was mit der Erinnerung an etwas Bestimmtes zu tun."
Klassische Trauer-Tattoos gebe es nicht, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anke van de Weyer. Tattoos von allgemeinen Symbolen der Trauer wie Kerzen oder Kreuzen seien eher selten, es gehe vielmehr um den persönlichen Bezug. Das Motiv dient nämlich häufig dem Aspekt des Erinnerns: zum Beispiel in Form eines Porträts, eines bestimmten Datums oder eines Symbols.
Als Tattoo haben wir die Erinnerung immer bei uns. Das sei für viele Menschen ein weiterer entscheidender Grund, sich für ein Trauer-Tattoo zu entscheiden, sagt Künstlerin Stefanie Oeft-Geffarth. Zusammen mit der Journalistin und Trauerbegleiterin Katrin Hartig hat Stefanie Oeft-Geffarth vor drei Jahren eine Wander-Ausstellung zu Trauer-Tattoos entworfen.
Mit einem Trauer-Tattoo die Erinnerung bei sich tragen
Entscheidend sei allerdings auch noch, aus dem Trauer-Tattoo etwas Zukunftsgewandtes zu machen, sagt Psychotherapeut Thorsten Padberg. Ist das die Absicht, könne uns das Stechen eines Tattoo bei der Trauerbewältigung unterstützen. Wir sollten uns dabei auch bewusst sein: Den eigentlichen Schmerz der Trauer wird uns ein Tattoo sehr wahrscheinlich nicht nehmen, erklärt Thorsten Padberg.
"Einer der zentralen Aspekte ist, dass man in gewisser Weise befürchtet, dass die verstorbene Person komplett verschwindet. Wir fragen uns 'Darf ich da jetzt überhaupt noch drüber reden?' Aber ich glaube, dass das oft mit das Schlimmste ist, wenn plötzlich diese wichtige Person gar nicht mehr erwähnt wird."
Das bedeutet: Vor dem Stechen sollten wir unsere Absicht reflektieren und uns eventuell zu einem späteren Zeitpunkt für ein Trauer-Tattoo entscheiden. Die Zeit des Trauerns ist vor allem ein psychischer Ausnahmezustand: Weitreichende Entscheidungen aus einem Impuls zu treffen, ist nicht ratsam – das gilt auch bei Tattoos.