TrächtigkeitspauseViele Tiere können den Geburtstermin genau planen
Viele Säugetiere können die Geburt ihrer Jungen hinauszögern. Bei Menschen klappt das nicht - trotzdem können wir von Erkenntnissen über die Trächtigkeitspause bei Tieren profitieren.
Schon im 19. Jahrhundert haben Jäger in Europa erkannt, dass Rehe ihre Trächtigkeit kontrollieren können. Heute wissen wir: Über 130 Säugetiere darunter Bären und Robben können eine sogenannte "Diapause" oder "Keimruhe" einlegen. Ein Wissenschaftsteam der Uni Washington hat jetzt herausgefunden, wie das funktionieren könnte.
Wichtige Überlebensstrategie in der Tierwelt
Für die Tiere ist diese Strategie überlebenswichtig: Hat sich beispielsweise ein Bärenweibchen gepaart, könnte sich der befruchtete Embryo im Uterus ganz normal einnisten. Doch ihr Körper prüft zuerst, ob sie überhaupt ausreichend Fettreserven hat, um das Bärenjunge durchzubringen. Wenn nein, wartet die Mutter mit der Geburt.
„Für das Überleben einer Tierart ist dieser Mechanismus essenziell.“
Anderes Szenario: Die Bärenmutter hat aktuell schon zu viele Jungen zum Versorgen und möchte das neue Junge lieber etwas später auf die Welt bringen. Sie könnte sogar ein Embryo als eine Art „Back-Up“ behalten. Sollte etwas mit der aktuellen Trächtigkeit nicht klappen, wäre sozusagen noch ein Bärenembryo in der Warteschleife.
"So lange die Rahmenbedingungen nicht stimmen, bleibt der Embryo quasi in der Warteschleife."
Grundsätzlich können Säugetiere ihre Trächtigkeit einige Tage oder sogar Monate aufschieben. Das australische Derbywallaby kann die Geburt beispielsweise bis zu elf Monate aufschieben. Denn für die Wallaby-Jungen ist es sehr wichtig, dass sie im Januar geboren werden. Denn nur so sind sie bis zum heißen Sommer fit und selbstständig genug. Bei einer Geburt im Sommer sind die Überlebenschancen deutlich geringer.
Ein Protein könnte verantwortlich sein
Die Wissenschaftler aus Washington sind bei ihren Untersuchungen an Mäusen auf das Protein "mTOR" gestoßen, das für viele Prozesse innerhalb von Zellen bei Säugetieren zuständig ist. Es spielt beispielsweise beim Wachstum und Altern von Zellen eine Rolle - und in der Diapause.
Auch wir Menschen haben dieses Protein. Eine Schwangerschaft kontrollieren können wir mit diesen neuen Erkenntnissen nicht, aber es kann uns beispielsweise helfen, herauszufinden, wann ein guter Zeitpunkt wäre, um bei einer künstlichen Befruchtung die befruchtete Eizelle einzusetzen.
"Es wäre auf jeden Fall für die künstliche Befruchtung gut zu wissen, welche Rolle solche Proteine spielen und wann vielleicht ein günstiger Tag im Zyklus ist, um eine befruchtete Eizelle einer Frau einzusetzen."
Auch für die Krebsforschung kann diese Erkenntnis hilfreich sein. Denn wenn die Tiere das Wachstum ihrer Embryos bei 80 Zellen stoppen können, bedeutet das, dass sie die Zellteilung kontrollieren könnten. Eine solche Kontrolle könnte bei der Krebsheilung eine große Rolle spielen.