Mimi über Love-Bombing"Ich war noch nie so am Ende"
Jahrelang war Mimi in einer Beziehung, die sich am Anfang wie die Liebe des Lebens angefühlt hatte, doch später ins Toxische umgeschwungen ist. Heute hat Mimi dafür einen Namen: Sie hat Love Bombing erlebt.
Angefangen hat alles mit einem Instagram-Profil. Es ist das Profil eines Mannes, mit dem eine Freundin von Mimi eine Affäre hat. Mimi folgt ihm, er schickt ihr eine Nachricht, will sich treffen.
Zunächst gibt Mimi ihm aber einen Korb: "Ich weiß ja, was er macht. Ich weiß ja, was er für ein Typ ist." Ein Jahr später habe er sie aber wieder angeschrieben, diesmal auf Facebook. Schließlich habe sie sich auf ein freundschaftliches Treffen eingelassen, so Mimi.
Love Bombing: Mimi glaubt, die große Liebe gefunden zu haben
Sie kommen zusammen und alles scheint perfekt. "Ich habe in dieser Anfangsphase gedacht: Oh mein Gott, dieser Mann ist die Liebe meines Lebens. Wir haben uns nicht gesucht, aber wir haben uns gefunden", erinnert sich Mimi. "Ich war noch nie jemandem so nah. Es war noch nie jemand so liebevoll, so da für mich, wie er."
"Mir wurde dreimal am Tag gesagt, wie schön ich bin, wie klug ich bin, wie toll das mit uns ist, wie außergewöhnlich das mit uns ist, dass wir Soulmates sind."
Trotzdem hat Mimi Zweifel. Sie habe gewusst, dass der Mann seit Jahren eine Freundin hat und dass er sie jahrelang regelmäßig betrügt. "Ich glaube je zögerlicher ich war, desto mehr hat ihn das angespornt", sagt sie heute.
Die ganzen Beziehungsschritte, die beim Daten nacheinander stetig gemacht werden, seien mit dem Mann ganz schnell gegangen, erinnert sich Mimi. "Ich weiß nicht, wann er das erste Mal davon geredet hatte, dass er seine Freundin verlassen möchte und mit mir zusammenziehen möchte – ich glaube das hat keinen Monat gedauert", beschreibt sie. Es sei wie in einem romantischen Film gewesen.
"Er wollte mich nach Ibiza mitnehmen, als er da mal beruflich hin ist. Er hat mich seinen Freunden vorgestellt."
Das erste Mal spürt Mimi konkrete Zweifel, als eine große Lüge in der Beziehung ans Licht kommt. Der Mann habe ihr erzählt, dass er bei seiner Freundin bereits ausgezogen war. "Ich war damals so blind vor Liebe, dass ich ihm das geglaubt habe", sagt sie. "Er hat definitiv ein Doppelleben geführt."
"Da stellte sich erst nach einem halben Jahr heraus, dass es komplett gelogen war, also dass er nie ausgezogen war", erzählt Mimi. "Da fing es dann an, ganz toxisch zu werden." Er habe sich bei der Konfrontation nicht entschuldigt, "sondern ich wurde fertig gemacht", erinnert sich Mimi. Sie sei beschimpft und angeschrien worden.
"Dieses Abstrafen für Dinge, die völlig normal waren aus meiner Sicht, aus Opfer-Sicht – das ist dann einfach immer mehr geworden."
Langsam aber stetig habe sie sich schließlich von dem Mann entfernen können. Erst im Nachhinein findet Mimi eine Bezeichnung für das, was ihr passiert ist: Love Bombing, also wenn man in einer Beziehung mit Liebe "bombardiert" wird, was schließlich in emotionaler Manipulation mündet.
"Was erschreckend ist: Es gehört zu einem Muster", reflektiert Mimi das toxische Verhalten. "Und am Anfang steht meistens dieses Love Bombing. Diese extreme Nähe. Irgendwann ist diese Zeit aber vorbei. Und die kommt nicht wieder."
"Was das verlassen einer toxischen Beziehung so schwer macht, ist, dass man immer die Erinnerung an diese Zeit hat und die zurückhaben will." Die bekäme man aber nicht zurück, warnt Mimi.
Lektionen aus Love Bombing: Grenzen setzen
Heute sieht Mimi die Zeit als Lektion: "Als das Ganze auslief, habe ich mir gesagt: Ich möchte nicht verbittert aus dieser Geschichte herausgehen." Trotzdem würde sie ihr Verhalten bereuen. "Das war die schlimmste Zeit meines Lebens. Ich war noch nie so am Ende."
Sie achtet bei der Partnersuche inzwischen verstärkt auf bestimmte Faktoren: "Spricht mein Partner mit mir? Nimmt er ernst, was ich sage? Ist er da, wenn ich ihn brauche?", beschreibt sie. "Oder werde ich abgekanzelt, wird die Kommunikation verweigert, werden Grenzen überschritten?" Sie habe sich gleichzeitig vorgenommen, dass die Beziehung ihren Glauben an das Gute nicht zerstören soll. "Ich möchte trotzdem meinem Gefühl vertrauen."