TourismusIndividualisten unterwegs

Hauptsache authentisch! Was der Individual-Tourist am wenigsten mag, das sind andere Touristen.

Die einen, die mögen es gerne All-Inklusive: Nicht kochen müssen, sich um nichts kümmern müssen, am Hotelpool abhängen und entspannen. Diese Sorte Touristen hat nichts gegen andere Touristen um sie herum - solange sie eben nicht gestört werden.

Anders ist das bei Individualtouristen. Die ziehen gerne auf eigene Faust los, wollen Land und Leute kennenlernen. Und am Besten soll alles ganz echt und ursprünglich sein. Andere Touristen stören das Bild.

Das Dilemma der Individualtouristen

"Man sucht etwas Authentisches, geht dann dahin. Das führt dazu, dass es nicht mehr authentisch ist, weil alle möglichen Menschen dahin gehen und mit dem Lonely Planet rumlaufen."
Soziologe Robert Schäfer von der Universität Fribourg in der Schweiz

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Das ist ein Problem: Denn da, wo es schön und noch authentisch ist, da wollen viele Leute hin. Und wenn dann die vielen Leute da sind, ist es nicht mehr so schön. Also zieht eine Karawane von Individualtouristen rund um die Welt, immer auf der Suche nach dem noch unbekannten Reiseziel, wo man noch unter Einheimischen ist.

Je dreckiger, umso besser

Der Wunsch nach Echtheit geht sogar so weit, dass wir im Urlaub Dinge gut finden, die wir zu Hause überhaupt nicht mögen, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anna Seibt. 

Der Soziologe Robert Schäfer hat sich ein Buch zum Thema "Tourismus und Authentizität" geschrieben, und er kennt dieses Phänomen. Er kann eine etwas schräge Geschichte erzählen von einem jungen Paar, das mit dem Fahrrad in Südamerika unterwegs war.

"Ein Paar hat zwei peruanische Städte miteinander verglichen und gesagt, Stadt A habe Ihnen besser gefallen als Stadt B. Und zwar aus dem Grund, dass es da noch an der einen oder anderen Ecke nach Urin gestunken habe."
Soziologe Robert Schäfer von der Universität Fribourg in der Schweiz

Es geht ums Erzählen

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Wichtig sind diese authentischen Geschichten deshalb, sagt der israelisch-amerikanische Psychologe Daniel Kahneman, weil man später anderen davon erzählen kann. Er meint, dass uns die Erinnerung an den Urlaub oft wichtiger erscheint, als der Urlaub selbst. Und er stellt eine provozierende Frage: "Stell dir vor, du wüsstest, dass am Ende deines nächsten Urlaubs alle Fotos weg wären und du dich an nichts mehr erinnern könntest. Würdest du trotzdem denselben Urlaub machen?"

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Natürlich sagen die Urlaube, die wir machen, etwas über uns aus. Wild campen in Lettland kann bedeuten: Wir sind frei, mutig, entziehen uns der Konsumgesellschaft. Durch Neuseeland trampen kann heißen: Wir sind weltoffen und abenteuerlustig. Bloß: Solch ein Urlaub kann sehr anstrengend sein.

Probier's mal mit Gemütlichkeit

Darum gibt es auch einen gegenläufigen Trend, man nennt das "Slow Travel". Und das bedeutet, das im Urlaub die Langsamkeit und Gemütlichkeit im Vordergrund steht. Für manche ist es also einfach schön, einen Tag im Café zu sitzen und sich Menschen anzuschauen. Dinge zu tun, die man im Alltag nicht schafft.