Tote in ItalienWie gefährlich ist die Violinspinne?
In Italien sind zwei Männer gestorben, die von der giftigen Violinspinne gebissen wurden. Die Fälle könnten sich häufen, warnen Forschende. Wie groß die Gefahr durch die Spinne wirklich ist und was Urlauber beachten sollten.
Zwei Meldungen aus Italien ließen zuletzt aufhorchen: Ein 52-jähriger Mann auf Sizilien und ein 23-jähriger Italiener in Apulien wurden von einer Violinspinne in das Bein und den Knöchel gebissen. Beide sind später im Krankenhaus verstorben. Nach dem Biss bemerkten die Männer Quaddeln, woraus sich schmerzhafte Abszesse gebildet haben sollen. Dass sie von einer Violinspinne gebissen wurden, hätten sie nicht gewusst, heißt es.
Biss der Violinspinne – Todesfälle untypisch
Berichte über tödliche Verläufe nach einem Biss gibt es auch aus dem vergangenen Jahr. Beispielsweise von einem Mann aus der Nähe von Rom, auch ein Fall aus Griechenland könnte mit einem Biss in Verbindung stehen. Bei weitere Todesfälle gilt ein Spinnenbiss inzwischen nicht mehr als Ursache.
"Dass Menschen nach dem Biss der Violinspinne sterben, ist es eher ungewöhnlich."
Jasmin Schreiber ist Biologin und kennt sich gut aus mit Spinnen. Die aktuellen Fällen aus Italien überraschen sie nicht. So etwas könne immer mal passieren. Trotzdem ist es eher ungewöhnlich, dass Menschen nach dem Biss dieser Spinne sterben, sagt sie.
Ausbreitung durch Globalisierung und Klimawandel
Die braune, etwas unscheinbare Violinspinne ist nur etwa sieben bis neun Millimeter groß und daher mit bloßem Auge nur schwer zu erkennen. Sie lebt meist unter Steinen oder in kleinen Ritzen. Sie jagt als Einzelgänger andere kleine Krabbeltiere wie Asseln oder Silberfische, erklärt die Biologin.
Die Spinne sei eigentlich sehr scheu und nicht bissig, solange sie nicht gereizt oder eingeklemmt werde. Dass Menschen auf sie treffen, sei eher unwahrscheinlich. Hierzulande bräuchten wir keine Angst vor Bissen haben. "Wir haben relativ wenig Spinnen, die überhaupt irgendwie durch unsere Haut kommen mit den Zähnen", sagt die Biologin.
"In Deutschland müssen wir uns noch keine Sorgen machen vor dieser Spinne. Wir haben relativ wenig Spinnen, die überhaupt mit den Zähnen durch unsere Haut kommen."
Begünstigt durch die Globalisierung, Verschleppung und der Erderwärmung breite sich die Spinnenart weltweit jedoch stark aus – wohl fühlt sie sich mittlerweile im warmen Mittelmeerraum, auch im Westen von Asien und in den USA gebe es Populationen. Wegen des Winters ist es der Violinspinne in Deutschland noch zu kalt, so die Biologin.
Das könne sich aufgrund der steigenden Temperaturen durch den Klimawandel in den nächsten Jahrzehnten ändern, sagt Jasmin Schreiber. Andere giftigere Spinnen wie die Nosferatu-Spinne oder die edle Kugelspinne, die es gerne wärmer haben, würden sich hierzulande bereits etablieren.
Achtung bei Verfärbungen und Schmerzen
Beim Urlaub im Mittelmeerraum, sollten wir auch wegen anderer Tiere kurz die Ferienwohnung checken und unter die Betten gucken, sagt Jasmin. Die Tierchen können dann klassisch mit einem Glas und einem Stück Papier darunter nach draußen befördert werden.
"Aufmerksam sollte man werden, wenn Verfärbungen und vor allem sehr starke Schmerzen dazukommen."
Ein Mücken- oder ein Spinnenbiss – der Unterschiede sei anfangs kaum auszumachen, da beides zunächst recht unspektakulär aussieht, sagt David Steindl, Leiter des Giftbüros der Charité in Berlin. Achtung sei geboten bei lilafarbenen, unscharfen Verfärbungen und starken Schmerzen, die ungewöhnlich erscheinen. Wenn im weiteren Verlauf eine Blase entstehe, die sich dann noch schwarz verfärbe, dann sei ein Kontakt mit einer Spinne nicht unwahrscheinlich.
Sepsis als Folgeerkrankungen viel gefährlicher
Für die genaue Beurteilung und Behandlung sollte ein Arzt aufgesucht werden. Der Spinnenbiss könne Folgeerkrankungen nach sich ziehen, die deutlich gefährlicher sein können als der Biss. In der Regel reiche eine gute Wundbehandlung aber aus. "Eine ganz spezifische Therapie gibt es bis auf wenige Ausnahmen nicht und das ist in der Regel auch gar nicht notwendig", so der Mediziner. Wichtig sei, dass die Wunde sauber bleibe.
"Eine der wichtigsten Schutzfunktionen der Haut ist eine Barriere darzustellen, damit Bakterien nicht in unserem Körper eindringen können, um dort Infektionen auszulösen."
Das heißt: Nichts von außen hereinbringen, nicht in der Wunde herummanipulieren und nach Möglichkeit steril abdecken. Wenn die Hautoberfläche kaputt ist, dann ist auch ihre die Schutzfunktion nicht mehr vorhanden. Dadurch können Bakterien in den Körper eindringen und schwere Infektionen auslösen, erklärt David Steindl.
Im schlimmsten Fall könne das zu einer Blutvergiftung mit septischen Schock führen – einem kompletten Kreislaufzusammenbruch mit einem Versagen auch anderer beteiligter Organe. Das könnte vermutlich auch zum Tod der beiden Italiener geführt haben. "Das ist häufig das größere Problem, dass die eigentliche Schädigung durch den Spinnenbiss am Anfang stand. Und das ist dann die Pforte, über die ein neues medizinisches Problem sich den Weg in den Körper sucht", so der Arzt.