Tonträger versus StreamingMusikhören ist nicht klimaneutral
Egal, ob wir zuhause die Schallplatte auspacken oder unsere Lieblingsmusik streamen: Wenn wir Musik konsumieren, belasten wir die Umwelt. Eine Studie hat untersucht, wie sehr wir das tun und wo die Unterschiede zwischen analog und digital liegen.
Ist Vinyl besser für die Umwelt als Musikstreaming? Wie groß ist unser ökologischer Fußabdruck, wenn wir Musik streamen? Forscher der University of Glasgow und der University of Oslo haben das in einer Studie untersucht. Dafür haben sie Daten aus den USA ausgewertet.
"Auf den ersten Blick würde man natürlich denken: je weniger Verpackung, desto besser für die Umwelt. Das stimmt aber nur teilweise."
Vinyl, CDs und Kassetten verursachen mehr Plastikmüll
Die beiden Forscher haben sich zum Beispiel angeschaut, wie viel Plastik in den letzten Jahren genutzt wurde, um physische Formate wie Vinyl, CDs oder Kassetten herzustellen, erzähöt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anke van de Weyer. Da heute oft gestreamt wird, verursachen Tonträger weniger Plastikmüll: In den Siebzigern bis Mitte der Neunziger wurden beispielsweise noch zwischen 56 und 58 Millionen Kilogramm Plastik pro Jahr verwendet, um Tonträger herzustellen. Zur Hochphase der CD im Jahr 2000 waren es ganze 61 Millionen Kilogramm Plastik. 2016 wurden nur noch 8 Millionen Kilogramm Plastik dafür verwendet.
"Die Umweltbilanz sieht anders aus, wenn man auf die Emissionen von Treibhausgasen guckt."
Grundsätzlich gilt also: Je weniger Tonträger, desto weniger Plastikmüll. Aber es gibt noch andere wichtige Umweltfaktoren, CO2-Emissionen zum Beispiel. Die Forscherinnen und Forscher haben ausgerechnet, wie viele Treibhausgase bei der Produktion von Tonträgern anfallen und wie dagegen digitale Audioformate und Streaming abschneiden.
Höhere CO2-Emissionen beim Musikstreaming
Für das Musikstreaming wurde unter anderem untersucht, wie viel Strom die Server verbrauchen, auf denen die Musik bereitgestellt wird. Das Ergebnis: Im Vergleich zu den physischen Tonträgern produziert Musikstreaming mehr Treibhausgase.
"Mit den digitalen Formaten ist es dann komplett explodiert."
Auch hier liegt der höchste Wert bei den Tonträgern im Jahr 2000: mit rund 157 Millionen Kilogramm Treibhausgasen, allein für die USA. Im Vergleich dazu wurden 2016 in den USA zwischen 200 und 350 Millionen Kilogramm an Treibhausgasen in die Luft geblasen – nur für digitale Musikformate.
Studie beleuchtet nur wenige Faktoren
Wichtig ist aber auch: Die Werte sind nicht eins zu eins vergleichbar. Dafür hätten die Forscher noch weitere Faktoren mit einrechnen müssen, zum Beispiel die Umweltbilanz der Abspielgeräte, die Emissionen der Tonstudios oder den Emissionsverbrauch der Autos, mit denen die Tonträger ausgeliefert wurden.
Die beiden Forscher sagen, dass sie dazu anregen wollen, dass wir hinterfragen, was wir konsumieren und welche Auswirkungen dieser Konsum haben kann. Den Musikgenuss, so betonen sie, wollen sie niemandem verderben.