Todesstrafe in den USAWie qualvoll dürfen Hinrichtungen sein?
Eine Gift-Mischung, die letztes Jahr bei mehreren Hinrichtungen in amerikanischen Todeszellen verwendet wurde - und die für einige Verurteilten grausame Nebenwirkungen hatte - darf weiterhin verwendet werden. Das hat der Supreme Court, der Oberste Gerichtshof der USA entschieden.
"Die umstrittene Giftmischung bedeute kein größeres Schmerzrisiko, haben die konservativen Richter gesagt."
Die Entscheidung war ziemlich knapp. Neun Richter sitzen im Supreme Court – fünf konservative, vier liberale. Am Ende ist es 5 zu 4 zu Gunsten der neuen Giftspritze ausgegangen.
Unerwünschte Nebenwirkungen
Der umstrittene Giftcocktail wurde letztes Jahr bei mehreren Hinrichtungen verwendet. Er enthält das Mittel Midazolam, ein Beruhigungsmittel, das die Todeskandidaten zunächst betäuben soll, bevor sie mit anderen Substanzen getötet werden. Allerdings hat es letztes Jahr drei Hinrichtungen mit genau diesem Mittel gegeben, die für die Verurteilten sehr grausam waren. Zum Beispiel bei der Hinrichtung von Clayton Locket in Oklahoma. Weil er eben nicht ganz bewusstlos war, quälte er sich eine dreiviertel Stunde lang, bevor er starb.
Moralische Bedenken
"Europäische Hersteller weigern sich seit ein paar Jahren, bestimmte Betäubungsmittel für Giftspritzen in die USA zu liefern. Aus ethischen Gründen."
Oklahoma und auch andere Staaten konnten also nicht mehr den Giftcocktail benutzen, den sie vorher benutzt hatten. Deshalb müssen die Bundesstaaten Ersatz-Medikamente verwenden. Die sind allerdings kaum erprobt. Trotzdem hat der Supreme Court entschieden, die Hinrichtungen seien zulässig.
"Die konservativen Richter haben auch gesagt, dass die Kläger keine "bessere" Alternativmethode zu der umstrittenen Giftmischung hätten vorschlagen können."
Klage von drei Todeskandidaten
Die Klage eingereicht hatten drei Häftlinge, die in Oklahoma in der Todeszelle sitzen. Sie wollten nicht, dass das Mittel auch bei ihnen eingesetzt wird. Ihr Argument: Es sei nicht garantiert, dass man auch wirklich bewusstlos werde und vom Rest nichts mehr mitkriege. Pharmakologen und Anästhesisten haben das bestätigt.
Internationale Reaktionen
Amnesty International hat gegen das Urteil protestiert - und ihren Protest auch nochmal genutzt, um sich allgemein gegen die Todesstrafe zu stellen. Ähnliches kommt von der Nationalen Koalition zur Abschaffung der Todesstrafe. Sie hat erklärt, es sei schwer vorstellbar, was noch grausamer sein könnte als ein langwieriger, qualvoller Tod. Die 32 Bundesstaaten, die die Todesstrafe vollstrecken, zeigten sich dagegen eher erleichtert über das Urteil.