TodesalgorithmusWenn die Künstliche Intelligenz unser Leben lenkt
Algorithmen schlagen uns Serien vor, wissen, welche Singles aus der Dating-App zu uns passen und sehen vorher, was wir gerne kaufen würden. Was aber, wenn die Künstliche Intelligenz (KI) die Kontrolle übernimmt? Darüber spricht Medienwissenschaftler Roberto Simanowski in seinem Vortrag.
Mitte des 21. Jahrhunderts hat eine Künstliche Intelligenz den Menschen alle Entscheidungen abgenommen. Nicht um die Menschen zu versklaven, sondern um die Menschheit zu retten, so Roberto Simanowski in seinem Vortrag. Er blickt aus der Zukunft zurück auf die heutige Zeit, in der die ersten Entscheidungen für diese Entwicklung getroffen werden. Fiktion also zum besseren Verständnis der Gegenwart.
Roberto Simanowski ist Kultur- und Medienwissenschaftler an der Vanderbilt University in Nashville. 2020 erschien sein Buch: Todesalgorithmus. Das Dilemma der künstlichen Intelligenz.
"Algorithmen werden nicht aufbegehren und uns versklaven. Vielmehr werden sie Entscheidungen für uns so gut treffen, dass wir verrückt wären, ihrem Rat nicht zu folgen."
Es begann mit der Einführung selbstfahrender Autos, erklärt Simanowski. Doch wenn ein Algorithmus entscheiden soll, so müsse man diesen auch programmieren, sich also für Kriterien entscheiden, nach denen gehandelt werden soll.
Wenn etwa bei einem Ausweichmanöver eine Entscheidung für den Tod von einzelnen Menschen getroffen werde, um andere zu verschonen, dann müsse man Kriterien dafür festlegen, erklärt der Medienwissenschaftler. Wie ein solcher Todesalgorithmus aussehen könnte, zeigt Simanowski anhand eines Filmprojekts der Filmhochschule Ludwigsburg.
"Das ist der Teufelspakt, den die künstliche Intelligenz den Menschen anbietet: Effizienz gegen Willensfreiheit."
In der Zukunft, wie Simanowski sie beschreibt, hilft die KI dem Menschen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Daten gehören nicht mehr dem Individuum, sie gehören der Gesellschaft, denn sie werden zur Erreichung der gesellschaftlichen Ziele benötigt. Der Mensch hat die Vernunft an die KI abgetreten.
Aber wenn der Mensch keine Entscheidung mehr treffen muss, wird er seines Sinnes beraubt. "Wer kein Risiko mehr eingehen muss, hat auch keine Chance mehr richtig zu liegen", erklärt Roberto Simanowski.
"Die Menschen schufen eine neue Spezies, nicht aus Fleisch und Blut, aber vielfach klüger als sie selbst. Sie wurden zu Göttern und erschufen eine gottgleiche Intelligenz, der sie das Denken und Handeln übertrugen."
Der Vortrag von Roberto Simanowski heißt "Todesalgorithmus. Die Fiktionen der künstlichen Intelligenz" und er hat ihn am 26.9.2021 beim Philosophicum Lech gehalten.
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