TodWenn Leichen nicht verwesen wollen
Nach dem Tod verwesen menschliche Leichen. In der Regel. Denn es kommt tatsächlich auch schon mal vor, dass das nicht passiert. Übrig bleiben sogenannte Wachsleichen.
Nicht verweste Leichen – sogenannte Wachsleichen – gibt es in Deutschland häufiger, als man denkt, sagt Alexander Helbach von der Verbraucherinitiative Bestattungskultur. Er geht davon aus, dass schätzungsweise 40 Prozent der Friedhöfe dieses Problem haben.
Wachsleichen vor allem in feuchten Gebieten
Die Wachsleichen entstehen vor allem dort, wo der Boden sehr feucht ist, das Grundwasser zu hoch ist und kein Sauerstoff an den Leichnam kommt. Denn genau dann finden die natürlichen Verwesungsprozesse nicht statt. Heißt: Am Körper des Verstorbenen bildet sich eine Art Fettschicht. Durch die Optik ist der Name Wachsleiche entstanden.
Böden verbessern oder Wachsleichen umbetten
Wenn solche Wachsleichen auftauchen, müssen die Gräber zugeschüttet oder die Qualität der Böden verbessert werden. Eine weitere Möglichkeit kann es sein, die Leichen umzubetten oder gut belüftete Grabkammern einzurichten.
Ganz wichtig: Die Bereiche, in den die Wachsleichen gefunden wurden, dürfen – zumindest für Erdbestattungen – nicht mehr genutzt werden. Stattdessen können dort beispielsweise Urnen beigesetzt werden.
"Da [bei Urnen] gibt's das Problem natürlich nicht. Da ist der Leichnam ja schon zu Asche geworden."
Dem Bestattungsexperten zufolge sind die meisten Friedhöfe in Deutschland sowieso zu groß und haben zu viel Fläche. Grund ist, dass es immer häufiger Urnenbestattungen gibt.
Urnenbestattungen liegen im Trend
"Etwa 75 bis 80 Prozent der Menschen, die in Deutschland versterben, werden eingeäschert", sagt Alexander Halbach. In manchen ostdeutschen Gegenden seien es auch über 90 Prozent.
Beim normalen Verwesungsprozess brauchen menschliche Überreste in der Regel etwa zehn Jahre, bis sie vollständig zersetzt sind. Das ist etwa in Gegenden in Süddeutschland der Fall, denn dort sind die Böden vor allem sandig und gut durchlüftet. In Gegenden mit schwereren, weniger gut durchlüfteten Böden dauert es länger – zwischen 30 und 40 Jahre.
"Bis auf wenige große Knochenreste sollte dann [nach 30 bis 40 Jahren] nichts mehr übrig sein."
Sollte es doch noch Knochenreste geben, werden diese erneut eingegraben – und zwar tiefer. Oder sie werden eingesammelt und an anderen Stellen auf dem Friedhof vergraben.
Einige Särge verhindern Verwesung
Manchmal liegt es auch am Sarg, dass es mit der Verwesung nicht ganz klappt. Einige Modelle sind zum Beispiel so dicht, dass wenig Sauerstoff durchkommt, erklärt Alexander Helbach. Das sei meist bei älteren Modellen der Fall. Heutzutage gelte nämlich die Vorgabe: Das, was im Boden vergaben wird, muss auch verrotten. "Eigentlich sollten keine Särge mehr vergraben werden, die viele Plastikfolien enthalten oder besonders dick lackiert sind", sagt der Bestattungsexperte.
Problem: Leichensäcke während Corona-Pandemie
Er befürchtet allerdings, dass es in zehn oder 20 Jahren nochmal ein Problem mit nicht verwesten Leichen geben wird. Der Grund: Während der Corona-Pandemie wurden viele Verstorbene in Leichensäcke gepackt, bevor sie in den Sarg gelegt wurden.