Bucket-ListenMedienhype: Was ich unbedingt noch tun möchte
Die 90-Jährige US-Amerikanerin Norma Bauerschmidt erhielt die Diagnose Krebs. Statt Chemo machte sie daraufhin, was sie schon immer machen wollte: Sie bereiste ihr Land und besuchte so viele Orte, wie sie konnte. Wir lieben solche Geschichten.
Die US-Amerikanerin Norma Bauerschmidt hat ihren Mann verloren und kurz danach die Diagnose Krebs bekommen. Dann hat sie sich entschieden, keine Chemotherapie zu machen, sondern einfach länger durch die USA zu reisen.
32 US-Bundesstaaten hat sie besucht, war insgesamt 21000 Kilometer unterwegs. Sie war im Yellowstone-Nationalpark, Ballonfliegen über Florida und hat den Grand Canyon gesehen. Nun ist sie tot.
Viele Geschichten dieser Art
Von Geschichten dieser Art - eine Person ist krank oder muss bald sterben und will sich vorher noch Wünsche erfüllen - gibt es eine ganze Reihe in den Medien zu finden.
Der elfjährige Sidney Cook hat zerebrale Kinderlähmung und sitzt im Rollstuhl. Polizisten haben ihm geholfen, den nördlichsten Punkt Australiens zu besuchen. Die Britin Natalie Daniells hat Knochenkrebs. Dank Spendenhomepage flog sie nach Disneyland und hatte eine Megahochzeit im Marriot. Die dreijährige Shiann Lockhardt aus Ohio hatte eine Virusinfektion nach einer Herztransplantation. Die Familie wollte ihr Pferdereiten und sogar einen Abschlussball bieten.
Im Prinzip geht es bei diesen Geschichten um sogenannte Bucketlists - Listen, auf denen Projekte stehen, die man unbedingt (noch) machen möchte. Wenn eine Person eine solche Projektliste hat und ihr der baldige Tod bevor steht, entsteht der Eindruck, und das klingt jetzt zynisch, einer runden Story. Und runde Storys sind das, was die Medien wollen*. Eine Geschichte einer Person, die alles abgearbeitet hat und dann ihren Frieden findet.
Nicole mit Leukämie erfunden
Manchmal wird diese Aufmerksamkeit dann auch pervertiert. Ein Online-Magazin berichtet von einer Dackeldame namens Beretta, die krebskrank im Tierhospiz verbleibt. Auf ihrer Bucketlist standen unter anderem "Burger" und "Autofahren". Wie der Dackel diese Wünsche kommuniziert hat und woher das Onlinemagazin sie weiß, ist nicht bekannt.
Richtig betrügerisch war ein Tanzlehrer aus Großbritannien. Er postete auf Facebook, es gäbe da die neunjährige Nicole mit Leukämie. Er hat Geld für ihre Bucketlist gesammelt. Doch das war erfunden. Die Geschichte von Nicole war aus zusammenkopierte Internetfotos generiert.
* DRadio Wissen auch. Und wir müssen uns wie alle anderen seriösen Medien jeden Tag darum bemühen, unter den "runden Storys" die relevanten und authentischen und wahren zu finden.