Bessere Bedingungen für SchlachtviehDas staatliche Tierwohllabel rückt näher
Mithilfe des Tierwohl-Siegels sollen Verbraucher besser erkennen, wie die Tiere gehalten wurden, deren Fleisch sie kaufen. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner will die Idee nun endlich durchsetzen und konkretisiert das Siegel. Wir haben uns das mal genauer angeschaut.
Pläne für das Tierwohl-Siegel gibt es schon länger. Schon 2018 sollte es eingeführt werden. Jetzt treibt Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner die Idee voran und will das Siegel voraussichtlich 2020/2021 einführen.
Drei Stufen soll das Siegel haben
Das Siegel sieht insgesamt drei Qualitätsstufen vor. Bereits die Einstiegsstufe liegt über dem gesetzlichen Mindeststandard, sagt unser Reporter Mathias von Lieben. Bei der höchsten Stufe, der Premiumstufe, sind dann deutlich bessere Bedingungen garantiert.
"Das Siegel sieht insgesamt drei Qualitätsstufen vor. Jede Stufe soll über den gesetzlichen Mindeststandards liegen."
Das Siegel soll zum Beispiel Auskunft geben über die Geburt, über Aufzucht, Mast, Schlachtung und nicht nur die Haltungssysteme, sondern auch das Management und das Tier selbst berücksichtigen. Festgelegt wird das in einem Kriterienkatalog. Demnach darf beispielsweise die Fahrtdauer eines Tiertransports nicht über acht Stunden liegen. Auch sollen Schweine im Stall generell mehr Platz bekommen – je nach Stufe des Siegels variieren die Vorgaben. Für das Siegel insgesamt gilt: Die Kastration von Ferkeln ohne Betäubung ist verboten. Ein Punkt, der vor allem Tierschützern wichtig gewesen sei, sagt Mathias.
"Eine Forderung die besonders Tierschutzverbänden wichtig war: Die Kastration von Ferkeln ohne Betäubung soll in allen drei Stufen verboten werden."
Gelten soll das Siegel zunächst nur für Schweinefleisch, später soll es auf weitere Nutztiere ausgedehnt werden. Das Label soll Fleischproduzenten helfen, Fleisch aus besserer Haltung teurer zu verkaufen. Der Verbraucher soll diese Produkte besser erkennen.
Tierschutzorganisationen bemängeln: Label nicht verpflichtend
Experten aus dem Landwirtschaftsministerium haben berechnet, dass das Fleisch aus der Tierwohl-Einstiegsstufe rund 20 Prozent mehr kosten soll, sagt Mathias. Je nach Stufe des Siegels steigt der Preis. Sollten die Produzenten den ganzen Katalog umsetzen, haben sie natürlich auch höhere Kosten. Die Teilnahme an dem Siegel ist für Produzenten allerdings freiwillig, was Tierschutzorganisationen kritisieren. Sie sagen: Solange das Tierwohllabel nicht verpflichtend ist, wird es den Tieren in Zukunft nicht viel besser gehen.
"Tierschutzorganisationen kritisieren: Solange das Tierwohllabel nicht verpflichtend ist, wird es den Tieren in Zukunft nicht viel besser gehen."
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