TierweltKatzen sind nicht tot zu kriegen
Ohne den Menschen übernehmen andere Tierarten das Zepter. Viele Günstlinge des Homo sapiens gehen im Kampf ums Überleben unter. Die Hauskatze zieht noch einmal ihren Kopf aus der Schlinge. Beim Schoßhund sieht das Ganze schon anders aus.
Die neue Zeitrechnung nach dem plötzlichen Verschwinden des Homo sapiens startet mit der Abwesenheit von Lärm. Kein Geschrei und kein Verkehrslärm weit und breit. Und selbst in den Städten ist es nachts wieder richtig dunkel, weil kein künstliches Licht den Tag verlängert. Ein Paradies für nachtaktive Tiere wie der Fledermaus, die sich gleichzeitig über nahezu unendlichen Wohnraum in den leeren Gebäuden freuen darf.
Zeit der Schoßhunde ist abgelaufen
Die vom Menschen gezüchteten Hunderassen und meisten anderen Haustiere sehen ungemütlichen Zeiten entgegen. Entweder sie verwildern oder sie sterben aus, denn Bären, Wölfe und Füchse nutzen die Gunst der Stunde, um ihre Anpassung an die Wildnis als Vorteil im Kampf ums Überleben auszuspielen. Zwischen den messerscharfen Zähnen der Raubtiere enden auch Hausschweine, Rinder, Schafe und Hauspferde. Nur die Hauskatze hat gute Chancen auch weiterhin im Spiel des Lebens mit von der Partie zu sein, denn ihr Jagdinstinkt ist noch intakt.
"In einer Welt ohne Gewehre, Pestizide, Verkehr und Fensterglas finden Katzen auch genug Mäuse und Vögel als Beute.“
Die Tiere mit dem größten Nutzen einer Erde ohne Menschen sind aber die Wildkaninchen in Australien. Mit dem Homo sapiens ist auch das letzte Raubtier verschwunden, das ein unkontrolliertes Wachstum der äußerst potenten Vierbeiner verhindert hat. Milliarden von Artgenossen verwandeln den fünften Kontinent in ein Meer aus plüschigem Fell. In der afrikanischen Savanne ein paar tausend Kilometer weiter grasen wieder endlose Gnu-, Zebra- und Antilopenherden, die jetzt von Pavianen als neue dominierende Zweibeiner beobachtet werden.
Was in Afrika die Savanne, ist im menschenleeren Mitteleuropa nach 200 Jahren ein fast flächendeckender Wald, mit Rothirschen, Elchen, Wölfen, Luchsen und Bären im Gepäck. Ratten als typische Begleiter des Menschen verlieren ihre wichtigste Nahrungsressource und müssen den Kakerlaken das Feld überlassen, die schon seit 50 Millionen Jahren bewiesen haben, wie flexibel sie auf Umweltveränderungen reagieren können.
Bewohner der Ozeane erholen sich schleppend
Ohne den Ausbeuter der Weltmeere kehren einige Fischbestände wie der Kabeljau relativ schnell zu alter Größe zurück. Wale und Haie brauchen allerdings einen längeren Zeitraum, um sich vom Menschen zu erholen. Auch Korallenriffe benötigen eher ein paar Jahrhunderte, um die Übersäuerung der Meere zu überstehen und im alten Glanz zu erstrahlen.