TierschutzKaum Kosmetik ohne Tierversuche
Seit Jahresanfang dürfen in Kalifornien keine Kosmetikprodukte mehr verkauft werden, die an Tieren getestet wurden. In Deutschland ist das theoretisch schon länger so, doch Tierschutzorganisationen sagen: Es kommen immer noch Produkte, die an Tieren getestet wurden, auf den Markt.
Seit die Europäische Kosmetikverordnung 2013 in Kraft getreten ist, dürfen Hersteller keine Tierversuche durchführen – weder für einzelne Inhaltsstoffe, noch für fertige Produkte. Den Kosmetikherstellern ist auch verboten, den Auftrag in andere Länder außerhalb der EU in Auftrag zu geben. Das gilt für Cremes und Kosmetik. Außerdem dürfen auch keine Kosmetikprodukte oder Inhaltsstoffe nach Deutschland importiert werden, die an Tieren getestet wurden.
Tierversuche für Kosmetikhersteller in EU verboten
In der Kosmetik sind aber immer noch Inhaltsstoffe drin, die vor dem Verbot zugelassen wurden, also noch mit Tierversuchen. "Zum Beispiel die Bausteine von Oxidationshaarfarbe", erklärt die Chemikerin Kerstin Etzenbach-Effers von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
"Es wurden natürlich auch vorher schon Stoffe getestet zur Verwendung in Kosmetikprodukten und die werden auch nach wie vor in den Produkten eingesetzt."
Was also vor dem Stichtag schon zugelassen war, ist auch heute noch zugelassen. Egal, ob es an Tieren getestet wurde oder nicht. "Die wurden dann nur eben nicht nach dem Stichtag noch mal getestet", sagt Deutschlandfunk Nova-Reporterin Katrin Ohlendorf. Das müssen sie auch nicht, weil ihre Zulassung schon vorhanden ist.
Gesetzliche Schlupflöcher
So argumentiert auch der Industrieverband Körperpflege und Waschmittel, also die Hersteller selbst: Niemand könne behaupten, ein bestimmtes Kosmetikprodukt sei tierversuchsfreier als andere.
"Man kann sich jetzt daran stören, dass Stoffe vor dem Verbot mal getestet wurden – aber man kann natürlich auch sagen: Warum soll ich die Informationen, die vor 30, 40 Jahren in Tierversuchen gewonnen wurden, heute nicht auch weiterverwenden?"
Sowohl Tierschutzorganisationen als auch die Verbraucherzentrale meinen, dass es ein paar gesetzliche Schlupflöcher gibt. Die Chemikerin Kerstin Etzenbach-Effers sagt: "Ich sehe die größte Lücke darin, das Stoffe eben zu anderen Zwecken als zur Verwendung in kosmetischen Mitteln durchaus noch an Tieren getestet werden könnten". Das heißt: in Kosmetika können Inhaltsstoffe enthalten sein, die schon in anderen Bereichen an Tieren getestet wurden.
"Da man in vielen Fällen nicht die ausschließliche Verwendung in Kosmetik hat, sondern vielleicht auch in Medikamenten oder Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln, ist dadurch die Hintertür geöffnet, Tierversuche durchführen zu können."
Um zu wissen, welche Produkte wirklich ohne Stoffe auskommen, die an Tieren getestet wurden, können wir uns an manchen Siegeln orientieren wie das Siegel "Hase mit schützender Hand", vom Internationalen Herstellerverband tierschutzgeprüfte Naturkosmetik, Kosmetik und Naturwaren – IHTN. Mit dem arbeitet auch der Tierschutzbund zusammen.
Dieses Siegel verspricht unter anderem, dass die Rohstoffe für ein Produkt seit 1979 nicht am Tier getestet wurden. Das Leaping Bunny-Siegel verspricht, dass Firmen auch auf Tierversuche und entsprechende Zutaten verzichten. Aber es gibt keinen festen Stichtag, sondern die Firmen müssen offenlegen, seit wann sie auf Tierversuche verzichten. Darüber hinaus gibt es noch verschiedene Naturkosmetik-Labels wie zum Beispiel die Vegane Blume.
Die Verbraucherzentrale empfiehlt das Siegel "Hase mit schützender Hand". Das Datum, ab dem das Verbot gilt, liegt am weitesten zurück. Außerdem spricht die Zusammenarbeit mit dem Tierschutzbund für das Siegel.
"Die Siegel geben schon eine gute Orientierung. Aber wenn du ganz sicher sein willst, dass gar nichts in einem Produkt mal an einem Tier getestet wurde - dann musst du ganz genau jeden Inhaltsstoff nachrecherchieren oder einfach ganz auf Kosmetika verzichten."
Laut Tierschutzbund muss ein Hersteller eine vollständige Produkt- und Rohstoffliste abgeben, inklusive Infos über die Rohstofflieferanten. Auf dieser Grundlage prüft der Tierschutzbund, ob die Rohstoffe per Tierversuch getestet wurden.
Bei der abgegebenen Liste muss der Tierschutzbund den Herstellern vertrauen. Allerdings sagt die Verbraucherzentrale, dass ein Hersteller gar nicht hundertprozentig versprechen kann, dass nicht irgendjemand in der Lieferkette mal einen Stoff an Tieren getestet hat. Für eine grobe Orientierung seien diese Siegel allerdings hilfreich.