TierrettungWenn das weiße Känguru ausbüxt
Da hinten sitzt es: Das weiße Känguru, das die Feuerwehr in Velbert jüngst auf Trab hielt. Von der Schildkröte bis zum Tiger brechen immer wieder alle möglichen Tiere aus und müssen dann eingefangen werden. Bloß wie?
Das weiße Känguru ist nicht das erste, das das Weite sucht. Erst im vergangenen Jahr ist eines in Dortmund aus seinem Gehege ausgebrochen - offenbar mit Hilfe einer Ziege. Die trat so lange gegen das Gehege, bis der Weg frei war.
Kängurus zu halten ist in Deutschland erlaubt, allerdings müssen ein paar Bedingungen erfüllt sein: Unter anderen muss das Gehege groß genug und ausbruchssicher sein. Doch das klappt nicht immer.
Tierretter Michael Sehr, der für die Berufstierrettung Rhein Neckar arbeitet und im Auftrag von Polizei oder Feuerwehr ausrückt, wenn Tiere einzufangen sind, sagt: Es kommt vor, dass Tierhalter einfach zu wenig Ahnung von einer artgerechten und sicheren Haltung haben.
Giftige Spinnen und Skorpione
Meist hat es der Tierretter mit entlaufenen Hunden, Katzen, Pferden oder Rindern zu tun. Aber auch exotische Tiere wie Schlangen musste er schon einfangen. Manchmal, so erzählt er, müsse er für die Polizei auch in Terrarien mit giftigen Spinnen oder Skorpionen greifen - weil mutmaßliche Drogenbesitzer dort ihren Stoff verstecken.
"Dealer verstecken oftmals die Drogen in Gifttier-Terrarien. Weil sie wissen, die Polizei sucht dort nicht - oder sie nehmen es zumindest an."
Um die entlaufenen Tiere wieder einzufangen, geht Michael Sehr ganz unterschiedlich vor - je nach Art. Haustiere ließen sich oft mit Futter locken. Bei Hunden oder Schafen beispielsweise könne das funktionieren. Sind die Tiere aber aggressiv oder scheu, müssen man zur Narkose greifen.
Das ist auch der Fall bei Unfällen, etwa mit Tiertransporten: Wenn Rinder auf der Autobahn nach einem Unfall in Panik geraten, sei die Betäubung die einzige Möglichkeit: "Da machst du nichts mehr mit 'Halt' oder 'Stop'. Die rennen dich einfach um!"
"Wir schießen mit dem Blasrohr oder dem Narkosegewehr Tiere, wenn von ihnen eine Gefahr ausgeht."
Auch das weiße Känguru in Velbert könnte man sicher mit einer Betäubung einfangen, meint Michael Sehr - sofern man nah genug dran komme. Zunächst versucht der Besitzer es aber wohl mit einer sogenannten Lebendfalle: Das Känguru wird mit einem Köder angelockt und soll so unbeschadet wieder zurück nach Hause finden. Wenn es denn in die Falle tappt.