Social MediaTierquälerei – Warum Rettungsvideos oft Fake sind
Ein Babyaffe steckt im Fischernetz fest. Zum Glück befreit ein Retter das arme Tier. Solche Videos trenden oft. Aber viele davon sind Fake. Die Macher solcher Videos bringen die Tiere nämlich absichtlich selbst in Gefahr. Wie erkennen wir Fakes?
Wiebke Plasse von der Welttierschutzgesellschaft weiß: Viele Videos von Tierrettungen, die wir auf Social Media sehen, sind nicht echt. Und warum? Klar: Weil sich mit der Rettung süßer, kleiner Tierchen natürlich hohe Klickzahlen generieren lassen. Um die Situation im Netz zu überprüfen, haben Wiebke Plasse und ihre Kolleg*innen über 1000 Animal-Rescue-Videos ausgewertet. Die gefälschten Videos haben sie dafür in drei Kategorien eingeteilt:
- Tiere in akuten Gefahrensituationen: Beispielsweise ein Kätzchen, das in einem Betonrohr feststeckt. Durch die extreme Dramaturgie, die mit Musik und einer heldenhaften Rettung bewusst erzeugt wird, werden diese Videos besonders häufig angeklickt.
- Unrealistische Szenarien: Beispielsweise ein Rehkitz, das aus den Fängen einer riesigen Würgeschlange gerettet wird. Also Tiere, die sich in Kampfsituationen begegnen und bei denen das Opfer von Menschen gerettet wird.
- Inszenierte tiermedizinische Behandlungen: Beispielsweise ein Affe, dem Sonnenblumenkerne auf die Haut geklebt wurden, um diese im Video als Zecken zu entfernen. Nichtreale Hilfsbehandlungen, bei denen den Tieren vorher Schmerzen zugefügt werden.
Bei all diesen Videos wird Tierleid erzeugt, aber suggeriert, dass ihnen geholfen wird. Wiebke Plasse hat deswegen mit der Welttierschutzgesellschaft die Petition "Stoppt Tierquälerei in den sozialen Netzwerken" ins Leben gerufen.
Bei den gefälschten Tiervideos wird (wie bei realen Tierschutzorganisationen) zu Spenden für die Retter*innen aufgerufen. Denn an das Geld der Viewer*innen zu kommen, ist das eigentliche Ziel hinter den gefakten Tierrettungsvideos, erklärt Wiebke Plasse.
Fake vs. echte Tierrettung
Aber woran können ungeschulte Augen ein Fake-Tierrettungsvideo erkennen? Wiebke Plasse sagt, dass es unterschiedliche Hinweise gibt, wann es sich um ein Fake handelt. Zum einen sollten wir genau auf die Rettenden achten: Haben sie Kleidung einer Tierschutzorganisation an, zeigt ihr Account nur Tierrettungen, sind sie im Bild komplett zu sehen.
Auf der anderen Seite können wir uns die Tiere genauer anschauen: Werden sie aus unterschiedlichen Perspektiven dargestellt (dazu gibt es bei einer Rettung keine Zeit) oder sind es vielleicht immer ähnlich aussehende Tiere bei einem Account (es könnten Tiere des gleichen Wurfs sein).
"Für uns Tierschützer*innen steht im Vordergrund, ein Tier zu retten. Und nicht, das Tier in seiner leidenden Situation aus verschiedenen Perspektiven professionell und dramaturgisch perfekt in Szene zu setzen."
Tierretter Michael ist bei der Berufstierrettung Rhein-Neckar. Er rettet im Jahr zwischen 2500 und 3000 Tiere, hat er uns erzählt. Seine Einsätze filmt er mit der Bodycam. Am wichtigsten bei einer echten Tierrettung ist es, das Tierleid und den Stress für das Tier so gering wie möglich zu halten. Daher kommt es häufig vor, dass Tiere sediert werden müssen, um gerettet zu werden, erzählt Michael. Im Zweifel solle man immer eine professionelle Tierrettung zu Hilfe rufen und nicht selbst aktiv werden.
Gefälschte Videos unbedingt melden
Wer ein Fake-Animal-Rescue-Video im Netz findet, die oder der kann auch selbst etwas unternehmen, sagt Wiebke Plasse. Wichtig sei nicht die Interaktion unter dem entsprechenden Video oder Bild, sondern dass wir den Post bei den Administratoren der Plattform melden.