Das TiergesprächAngelockt und ausgetrickst
Es ist wirklich wie im Film: Dorie und Marlin entdecken bei "Findet Nemo" in der Tiefsee ein Licht. Doch dahinter steckt der Anglerfisch, der großen Hunger hat. Deutschlandfunk-Nova-Tierexperte Mario Ludwig kennt noch mehr Tricks von Tieren, um an Essen oder Sex zu kommen.
Der Tiefseeanglerfisch hat immer eine Taschenlampe dabei. In der düsteren Tiefsee ganz praktisch. Natürlich ist es keine echte Lampe, sondern ein Leuchtorgan über dem Maul.
"Mit diesem Köder wollen die Anglerfische Beutetiere, wie zum Beispiel andere Tiefseefische, anlocken, die dieses Leuchtorgan für Nahrung halten."
Die Fische folgen dem Licht, weil sie es für Futter - beispielsweise für leuchtende Garnelen - halten. Aber Fehlanzeige: Nähert sich ein Beutetier in der Hoffnung auf einen Leckerbissen, muss der Anglerfisch mit seinem riesigen Maul nur noch zuschnappen.
Täuschung für den schnellen Sex
Der männliche Zwergdrachenflosser ist noch raffinierter: An seinen Kiemendeckeln hängt etwas, das fast aussieht wie ein Insekt. Kommt ein hungriges Weibchen vorbei, schlägt das Männchen zu: Es begattet das Weibchen und überträgt seine Spermien.
Sex als Lockmittel
Es geht aber auch andersrum: Also mit Sex locken, damit man selber fressen kann. Die Bolaspinnen machen das so, sie leben in Australien, Afrika und Nordamerika. Dort setzen sie sich nicht in ein Fangnetz, sondern auf einen Ast. Dann warten sie, bis ein Insekt vorbeifliegt. Und das fangen sie mit einem selbst gesponnenen Seidenfaden, der zwischen ihren Vorderbeinen baumelt. Am Ende des Fadens hängt ein klebriger Schleimtropfen. So fangen und fesseln sie zum Beispiel Nachtfalter.
"Um nicht so lange warten zu müssen, verströmen die Spinnen den Duft des Sexuallockstoffs, mit dem die Falterweibchen ihre Männchen üblicherweise zum Sex anlocken. Um an Nahrung ranzukommen, täuschen die Bolaspinnen also Liebe vor."
Die Bolaspinnen können ihre Pheromon-Imitate genau auf die Art und Aktivität der einzelnen Falterarten abstimmen.
Ähnlich machen es auch Glühwürmchen der nordamerikanischen Gattung Photuris: Sie ahmen einfach die Leuchtsignale von paarungsbereiten Weibchen der Gattung Photinus nach, um deren Männchen anzulocken. Kommen die Freier dann, von den gefälschten Liebessignalen angelockt, an, werden sie im wahren Sinn des Wortes vernascht: Sie enden als Futter.