TiergesprächNeue Tierarten entstehen auch durch Hybridisierung
Neue Tierarten können durch genetische Veränderungen entstehen. Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen aber, dass sie auch durch Hybridisierung entstehen können. Möglicherweise muss der Artbegriff dadurch neu definiert werden.
Hybridisierung kann in Gefangenschaft, aber auch in der freien Natur vorkommen. Das heißt, zwei verschiedenen Tierarten haben Sex und produzieren dabei ein Kind. Der Klassiker ist da das Maultier: eine Mischung aus Esel und Pferdestute. Ein anderes Beispiel ist der "Liger", der durch die Paarung eines männlichen Löwen mit einem weiblichen Tiger entstanden ist. Der umgekehrte Fall nennt sich "Töwe".
Maultier ist Klassiker der Hybridisierung
Maultiere sind Arthybriden und können sich in den meisten Fällen nicht fortpflanzen. Deshalb kann auch keine neue Art entstehen. Aber neuere Erkenntnisse zeigen, dass manche Arthybride nicht steril sind und sich deshalb fortpflanzen können. So entsteht dann eine neue lebensfähige Art. Einige Wissenschaftler glauben sogar, dass sich bis zu 10 Prozent aller Tierarten mit anderen Arten erfolgreich paaren. Ihrer Meinung nach gibt es eine hohe Dunkelziffer, weil Hybride oft schwer zu erkennen sind, weil sie sich kaum von ihren Eltern unterscheiden.
Vor Kurzem hat ein internationales Forscherkonsortium die Genstrukturen einer Schmetterlingsgattung namens Heliconius untersucht. Die 50 Arten haben ähnliche Muster auf ihren Flügeln, die der Tarnung vor Fressfeinden dienen. Durch die Genanalyse haben die Wissenschaftler herausgefunden, dass diese ähnlichen Muster dadurch zustande kommen, dass verschiedenen Heliconiusarten sich miteinander fortpflanzen und es dabei zu einem Genaustausch kommt.
"Sex zwischen verschieden Arten, muss nicht unbedingt mit sterilen oder wenig lebensfähigen Nachkommen enden, sondern kann auch ein 'Motor der Evolution' sein."
Vor ein paar Jahren hat ein Forscherteam aus Australien eine neue Kreuzung zweier Hai-Arten entdeckt. Laut dieser Studie sind diese Hybridnachkommen nicht steril, sondern in der Lage, sich fortzupflanzen.
"Die Hybriden waren in kälteren Gewässern anzutreffen, als die reinrassigen Schwarzspitzenhaie. Nach Ansicht der Wissenschaftler ist das ein möglicher Hinweis darauf, dass die Haie gerade dabei sind, sich durch Hybridisierung an den Klimawandel anpassen."
Vor Island wurde vor Kurzem außerdem ein Finnwal-Blauwal Hybrid gefangen. Es gibt wohl sogar sogenannte Wolphins, also Hybride zwischen einem Kleinen Schwertwal und einem Großen Tümmler. Der Artbegriff, wie wir ihn bisher kannten, wackelt ziemlich. Offenbar gibt es zwischen einigen Tieren, die man bisher als Arten eingeordnet hat, fließende Übergänge. Und eine ganz spektakuläre Art ist in der kanadischen Arktis entstanden, nämlich der Pizzlybär.
Pizzlybär: Mischung aus Grizzlybär und Eisbär
Mit dem karamellfarbenen Fell sieht der Pizzlybär wirklich aus, wie eine Kreuzung aus Grizzly und Eisbär. Die Pfoten sind sehr dunkel, wodurch es aussieht, als würde der Pizzly Socken tragen. Genanalysen zeigen, dass die Pizzlies fortpflanzungsfähig sind.