TierethikWie artgerecht ist Haustierhaltung
Haustiere werden vermenschlicht und haben oft nicht genügend Platz in unseren Wohnungen. Sollten wir überhaupt noch Tiere in unseren Wohnungen halten?
Tiere quälen - das möchte eigentlich keiner, sagt die Tierethikerin Friederike Schmitz, und die meisten sagen auch, dass ihnen die Bedürfnisse von Tieren wichtig sind. Aber wie man immer wieder im Fernsehen sieht, werden Nutztiere in schlechter Haltung oft zusammengepfercht, haben Verletzungen, Krankheiten und Infektionen.
Ähnlich wie bei Nutztieren gibt es auch bei Haustieren einen Unterschied zwischen dem, wie wir sie behandeln wollen und wie die Realität aussieht.
"Die meisten Leute sagen, ihnen sind die Interessen ihrer Tiere wichtig. Gleichzeitig kennen sich viele nicht mit den Bedürfnissen ihrer Tiere aus und sie machen sich nicht die Mühe, sich damit zu beschäftigen."
Solange Tiere den Status eines Haustieres haben, werden ihre Interessen hinter denen der Halter zurückgestellt, sagt Tierethikerin Friederike Schmitz.
Haustiere werden gehalten, damit sie eine bestimmte Funktion erfüllen, sagt sie: "Sie sollen Spaß machen, bequem zu halten sein und alles, was darüber hinaus geht, Mühe macht oder Geld kostet, ist für viele Leute nicht mehr im Rahmen ihres Konzepts vom Haustier."
Nutztiere, zum Beispiel für die Fleischproduktion, lebten früher unter dem gleichen Dach oder in der Nähe. Jetzt rücken sie immer weiter von uns weg, werden in Massenbetrieben außerhalb der Städte gehalten und von uns kaum noch wahrgenommen.
Fühlende Individuen mit eigenen Bedürfnissen
Unsere Haustiere sind im Gegenteil dazu sehr nah dran an uns, werden aber oft auch nicht als das wahrgenommen, was sie sind, fühlende Individuen mit eigenen Bedürfnissen. Sie werden viel zu oft - in negativem Sinne - vermenschlicht, sagt die Tierethikerin.
Das heißt, wir schreiben ihnen oft Bedürfnisse zu, die sie gar nicht haben und ziehen ihnen zum Beispiel einen Hundemantel an, weil wir annehmen, dass sie frieren könnten, obwohl sie das gar nicht tun.
"Das Haustier ist im Moment eines, was auf bestimmte menschliche Bedürfnisse hin gezüchtet wird. Im Extremfall denke ich da an Qualzuchten, bei denen Hunde oder Katzen auch nicht mehr richtig atmen können, weil die Nasen so kurz gezüchtet sind."
Das Haustier hat, so wie wir es kennen, die Funktion als Unterhaltungs- und Begleittier des Menschen, sagt Friederike Schmitz. Die ideale Vorstellung von einem Haustier wäre, dass wir auch auf die Interessen der Tiere schauen.
Hunde sind Sonderfall
Das bedeutet für die Tierethikerin erst mal zu fragen, welche Tiere überhaupt etwas davon haben, bei uns zu leben. Hunde sind ein Sonderfall, weil es bei ihnen eine Art Ko-Evolution mit dem Menschen gibt.
Nagetiere haben nichts vom Zusammenleben
Aber Nagetiere, wie Meerschweinchen oder Hamster, haben ihrer Meinung nach nicht so viel davon, in Wohnungen zu leben. Solche Arten von Haustieren sollte es aus der Sicht von Friederike Schmitz einfach gar nicht mehr geben.