KommunikationTiere und Mimik: Pokerface oder Emotion
Hach! Der klassische Hundeblick, da kann man fast nicht widerstehen! Aber ist Mimik bei Tieren reiner Zufall oder tatsächlich ein berechnendes Spiel? Bei manchen Tieren mehr, bei anderen weniger, sagen Forschende.
Mimik ist für uns eines der wichtigsten Mittel unserer Kommunikation. Spätestens, seitdem wir Maske tragen, ist uns das bewusst. Auch manche Tiere wie beispielsweise Hunde nutzen ihre Mimik, um Emotionen zu zeigen und mit uns zu kommunizieren. Bei anderen Tieren wie Katzen fällt es uns dagegen in den meisten Fällen schwer, die Gesichtsausdrücke richtig zu interpretieren.
Katzen kommunizieren sparsam
Katzen sind, was ihre Mimik angeht, sehr sparsam. Sie verfügen nur über drei verschiedene Gesichtsausdrücke, sagt Biologe Mario Ludwig: "Entspanntes Engagement", "Frust" und "Furcht".
"Katzen verfügen lediglich über drei verschiedene Gesichtsausdrücke."
Das haben englische Biologen vor drei Jahren mit Hilfe einer speziellen Software, der CatFACTS (Facial Action Coding System) herausgefunden. Dafür haben sie die Gesichtsausdrücke von 29 Katzen aus einem kanadischen Tierheim analysiert. Stärkere Emotionen wie Glück oder Trauer konnten die Forschenden bei den Katzen nicht feststellen.
Mimik-Lesen von Katzen braucht viel Erfahrung
Für ein ungeübtes Auge sind die Emotionen von Katzen nicht zu erkennen. Das zeigt eine Studie der University of Guelph im Provinz Ontario von 2019. Für die Studie schauten sich 6000 Teilnehmende sehr kurze Katzenvideos an, in denen sich die Katzen in entweder eindeutig stressigen oder entspannten Situationen befanden. Hinterher sollten die Teilnehmenden die Gesichtsausdrücke mit "positiv", "negativ" oder "ich weiß es nicht" bewerten.
"Beim Entschlüsseln der Katzen-Mimik kommt es auch auf die Erfahrung an."
Das Ergebnis: Die Testpersonen beurteilten die Stimmung der Katzen im Durchschnitt zu rund 60 Prozent richtig. Dagegen erkannten katzenerfahrene Menschen wie beispielsweise routinierte Katzenbesitzerinnen oder auch Tierärzte, die von Berufs wegen mehr Erfahrung mit Katzen haben, die Gesichtsausdrücke zu 75 Prozent richtig. Insgesamt wurden positive Stimmungen der Katzen besser erkannt als die negativen.
Mäuse haben umfangreiche Mimik
Mäuse können dagegen mehr Emotionen über ihre Mimik transportieren. Forschende am Max-Planck-Institut für Neurobiologie konnten mit Hilfe einer computergestützten Gesichtsausdrucks-Analyse und der gleichzeitigen Messung von Nervenaktivitäten in bestimmten Gehirnregionen fünf verschiedene Gesichtsausdrücke erkennen: Freude, Ekel, Unwohlsein, Schmerz und Angst.
Wenn Mäuse beispielsweise etwas Süßes gefressen haben, war ihre Mimik eine andere, als wenn sie Angst hatten, erklärt Mario Ludwig.
"Das Gesicht einer Maus sieht anders aus, wenn sie etwas Süßes gefressen hat, als wenn sie ängstlich ist oder Schmerzen hat."
Das verwendete Computersystem konnte dabei sogar die relative Stärke der einzelnen Emotionen messen. Mäuse, die eine süße Zuckerlösung vorgesetzt bekommen haben, zeigten beispielsweise eine freudigere Mimik, wenn sie hungrig waren, als wenn sie bereits satt waren, berichtete die Studienleiterin Nadine Gogolla. Gesichtsausdrücke von Mäusen sind demnach nicht nur eine Reaktion auf ihre Umwelt, sondern spiegeln auch den emotionalen Wert von Reizen wider.
Hunde reagieren auf Aufmerksamkeit
Dass es Hunden bei der Veränderung ihres Gesichtsausdrucks auch darum geht, mit uns Menschen zu kommunizieren, fanden Forschende der Universität Portsmouth heraus. Für die Studie wurden 24 Familienhunde verschiedener Rassen untersucht. Dabei zeigten die Hunde immer dann deutlich mehr Gesichtsausdrücke, wenn sie sich sicher waren, dass sie gerade die Aufmerksamkeit eines Menschen hatten.
"Die Veränderung eines Gesichtsausdrucks beim Hund spiegelt nicht nur seinen emotionalen Status wider, sondern ist auch von der Aufmerksamkeit seines Publikums abhängig."
Der berühmte Dackelblick ist also nicht nur süß anzusehen, sondern verfolgt auch ein Ziel.
Erkenntnisse über die Entstehung von Emotionen
Aus den Forschungsergebnissen über tierische Mimik konnten die Forschenden bisher noch keine Erkenntnisse ziehen, die auch uns Menschen weiterhelfen könnten. Jedoch können uns Untersuchungen mit einer Kombination aus Bildanalyse und Messung der Aktivitäten der Gehirnnervenzellen Daten liefern, die erklären, wie Emotionen im Gehirn entstehen. Das könnte uns beispielsweise dabei helfen, Depressionen besser zu verstehen, vermutet Mario Ludwig.