TiefseebergbauDer Ozean als Bergwerk
Der Meeresgrund ist voller Rohstoffe. Vor allem die mineralischen Ressourcen sind spannend für uns, denn die sind knapp und wir brauchen sie für Hightechgeräte wie unsere Smartphones. Staaten, Forscher und Unternehmen prüfen schon lange die Möglichkeiten des kommerziellen Tiefseebergbaus. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es losgeht. Nur: Mit welchen Folgen?
Auch Deutschland will dabei sein, wenn es so weit ist. Zwei Claims haben wir uns bei der Internationalen Meeresbodenbehörde gesichert: einen für Manganknollen im Ostpazifik und einen für sogenannte Massivsulfide im Indischen Ozean. Diese sogenannten Explorationslizenzen erlauben uns, diese Gebiete zu erkunden, gleichzeitig verpflichten sie uns, zu prüfen, welche ökologischen Folgen ein Abbau haben könnte.
"Wir müssen keine Minen da unten bauen, wir müssen keine Straßen bauen, keine feste Infrastruktur, da rostet hinterher nichts vor sich hin, sondern es wird alles mitgenommen und ist wieder einsetzbar."
Zu den Forschern, die potenzielle Abbaugebiete erkunden und die Möglichkeiten einer nachhaltigen Ausbeutung prüfen, gehört die Kieler Geochemikerin Andrea Koschinsky. Sie ist seit 2005 Professorin für Geowissenschaften an der Jacobs University Bremen, ihr Schwerpunkt ist marine Geochemie. Insbesondere gilt ihr Interesse marinen mineralischen Rohstoffen und dem Tiefseebergbau. Koschinsky hat schon mehrere Forschungsfahrten in Explorationsgebiete geleitet und lehnt Tiefseebergbau nicht ab. Aber sie hat mit eigenen Augen gesehen, wie langfristig die Spuren sind, die Eingriffe in den Lebensraum Tiefsee hinterlassen und warnt deshalb:
"Wenn man Bergbau betreibt, hinterlässt man einen massiven ökologischen Fußabdruck. Ohne den geht es nicht."
Auch der Meeresgeologe Carsten Rühlemann räumt beim Thema Umweltschutz ein, dass die Folgen eines kommerziellen Bergbaus unter Wasser noch nicht abzusehen sind. Rühlemann leitet den Arbeitsbereich Marine Geologie der Bundesanstalt für Geowissenschaften, die die deutschen Explorationslizenzen hält. Auch er hat Forschungsfahrten geleitet und weiß, wie der Meeresboden etwa nach dem Ernten von Manganknollen aussieht.
"Schätzungsweise wird sich dort wieder eine lebensfähige Faunenvergesellschaftung entwickeln. Aber die Forschung findet zurzeit erst statt."
"Mineralische Ressourcen der Tiefsee" heißt der Vortrag von Andrea Koschinsky, in dem sie Einblicke in die Exploration gibt, den Status Quo und die Möglichkeiten des Tiefseebergbaus erklärt und ökologische Risiken aufzeigt. Aufgezeichnet wurde er am 29. September 2016 von der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen im Rahmen der 12. Göttinger Akademiewoche.
"Zur Zeit fehlen noch die Regularien für einen Abbau, die werden gerade erst erarbeitet."
Im ergänzenden Interview erklärt Carsten Rühlemann, wo Deutschland bei der Erkundung steht, welche Probleme noch zu lösen sind und was Exploration und Abbau uns kosten - allein die Ausgaben für die Erkundungen im Zusammenhang mit Manganknollen beziffert er auf rund 30 Millionen Euro in zehn Jahren, was ein Bruchteil dessen ist, was der tatsächliche Abbau kosten würde.