MeeresbiologieTiefsee: Leben ohne Licht

Es war eine Sensation, als Geologen Ende der 1970er Jahre durch Zufall große Tiergemeinschaften in der Tiefsee entdeckten. Ohne Licht könne es kein Leben geben, hatte man geglaubt. Gibt es aber doch. Wie das möglich ist, daran forschen Wissenschaftler bis heute. Ein Vortrag von Nicole Dubilier.

Sie wollten heiße Quellen am Meeresboden erforschen, mit Tieren hatten sie nichts am Hut. Aber als die Geologen im Februar 1977 mit ihrem Tauchboot "Alvin" in 3000 Meter Tiefe abtauchen, trauen sie ihren Augen nicht. Vor ihnen breitet sich ein spektakuläres Biotop voll von Lebewesen aller Arten aus: riesige Röhrenwürmer, Muscheln, Krebse. Bis dahin hatte man geglaubt, der Meeresboden in dieser Tiefe sei eine Wüste. 

"Sie kommen unten an und sehen schwarzen Rauch, der ihnen entgegenkommt. Sie sehen Lavagestein. Und auf einmal, wie aus dem Nichts, sehen sie blühende Tiergemeinschaften - völlig unerwartet für sie!"
Nicole Dubilier, Meeresbiologin

Die Tiere leben an den Schäften der so genannten schwarzen oder weißen "Raucher". Das sind heiße Quellen, die sich an den Fugen der tektonischen Platten bilden. Diese Entdeckung stellte die fundamentale Annahme infrage, es gebe kein Leben ohne Fotosynthese.

Anorganisches wird in Biomasse transferiert

Nicole Dubilier ist Meeresbiologin und Direktorin des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie. Sie erforscht, wie Energie aus anorganischen Dingen in Biomasse transferiert werden kann, also wie Leben ohne Licht möglich ist. Heute weiß man, dass es das nicht nur in der Tiefsee gibt, sondern dass es auch in niedrigeren Tiefen im Mittelmeer kleine Würmer gibt, die Energie ohne Licht gewinnen können. In ihrem Vortrag erzählt Nicole Dubilier sehr anschaulich von ihren Forschungsexpeditionen und erklärt, warum uns darmlose Meereswürmer dabei helfen, den Geheimnissen des Lebens auf die Spur zu kommen.

Nicole Dubilier, Direktorin des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie

Nicole Dubiliers Vortrag hat den Titel "Heiße Quellen in der Tiefsee. Was lebt 3000 Meter unter dem Meeresspiegel?" Sie hat ihn am 29. November 2018 in Leipzig gehalten, im Rahmen der Reihe Exkurs der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

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