LuftkampfZum Abschuss freigegeben
Türkische F-16-Jagdflieger schießen einen russischen SU-24-Bomber ab, weil er im Luftraum der Türkei unterwegs war. Was hat sich in den beiden Kampfjets abgespielt?
Die Türken sehen sich im Recht. Ein russisches Kampfflugzeug soll in den türkischen Luftraum eingedrungen sein - offenbar nur für wenige Sekunden - trotz wiederholter Warnung änderte der SU-24-Bomber seine Flugroute nicht. Also griffen die Türken an, schossen den Flieger ab. Einer der Piloten soll gestorben sein, der andere auf dem Heimweg nach Russland sein.
"Der türkische Kampfjet ist ganz dicht an der türkisch-syrischen Grenze Kreise geflogen. Deshalb wurden die zwei Piloten zehn Mal innerhalb von fünf Minuten gewarnt."
Thomas Wassmann kennt sich auch mit solchen Situationen, er ist selbst viele Jahre in Jets mitgeflogen und ist heute der Vorsitzende des Verbandes der Besatzungen strahlgetriebender Kampfflugzeuge der Bundeswehr, kurz: VBSK. "In einer solche Situation, wenn ein Flugzeug der eigenen Grenze zu nahe kommt, versucht man es so präzise wie möglich anzusprechen", erklärt er. In der Regel passiere das in englischer Sprache - ob die russischen Piloten das allerdings verstanden haben, sei nicht garantiert.
"In der Regel ist eine Warnung mit Anweisungen verbunden, also zum Beispiel den Kurs zu ändern, auch mit einer ganz konkreten Richtungsanweisung."
Wenn Kommunikation zustande kommt, versucht die Bodenstation das Flugzeug mit Kommandos zu lenken und aus dem eigenen Luftraum und der Nähe zur Grenze fortzulenken. "In diesem Fall hätte man die Besatzung in jedem Fall auch gewarnt, dass Abfangjäger unterwegs sind", sagt Thomas Wassmann.
"Ich hätte ein Abfangmanöver erwartet"
Wenn es mit der Kommunikation nicht klappt - es könnte ja auch das Funkgerät ausgefallen sein - hätten die Türken es mit einem direkten Kontakt versuchen können, bevor sie schießen. Russland und die Türkei sind schließlich nicht im Krieg miteinander. "Ich hätte erwartet, dass die beiden türkischen Jäger das russische Flugzeug erst einmal abfangen", sagt Wassmann. Das heißt: Ein Flugzeug geht in Schießposition hinter den Eindringling, das andere Flugzeug nähert sich von links an, um ihn ohne Gewalt vom Kurs abzubringen.
Thomas Wassmann hat übrigens durchaus Verständnis, wenn ein Pilot versehentlich in einen fremden Luftraum eindringt: Die Flieger sind mit 900 Stundenkilometern unterwegs, da sind ein paar Meilen schnell überflogen - und die Grenze schnell passiert, wenn man sich eh schon in ihrer Nähe befindet.
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