Third-Wave-CoffeeMehr als einfach nur Kaffee
Die Frage ist nicht mehr: Latte oder Cappuccino? Die Frage ist: Handfilter oder Cold Brew? Akkurat produziert, zubereitet und serviert natürlich. Willkommen in der neuen Welt der Kaffeekultur. Gefällt uns das?
"Ich liebe ihn" - so beschreibt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Dominik Schottner sein Verhältnis zum Kaffee. Schon am Abend freut er sich auf das Röcheln der Espressokanne am nächsten Morgen. Er ist auch bereit, ziemlich viel für einen guten Kaffee auszugeben. Aber was da seit einer Weile abgeht in der Welt des Kaffees - irgendwie weiß Dominik noch nicht so recht, was er davon halten soll.
Kaffee ist der neue Wein
Darum besucht er Nora Šmahelová. Sie ist so eine, die mit ihren Coffeeshops auf der "dritten Welle" schwimmt. In ihren Läden gibt es also keinen schnöden Coffee To Go. Sie sind Orte für Menschen, die Kaffee wie Wein behandeln. Als Genussmittel, nicht als Koffeinlieferant. Sie selbst benutzt den Begriff "Third-Wave-Coffee" aber nicht. Das machen die Blogs oder Guides.
Noras Liebling ist der Filterkaffee. Allerdings nicht die Brühe aus verkalkten WG- oder Büromaschinen. Sondern kunstvoll handgefilterter, sorgsam ausgewählter "specialty coffee" aus kleinen Röstereien. Damit ist Nora aber noch ein Exot. Die Mehrheit der Deutschen liebt laut dem aktuellen Kaffeereport von Tchibo und Brandeins nach wie vor Maschinenkaffee wie von Oma.
"Wir wollen Geschmacksdiversität und Saisonalität in den Vordergrund stellen. Sprich: Wir wechseln jeden Tag den Espresso in der Mühle. Wir hoffen, dass unsere Kunden ein bisschen für das Thema Kaffee sensibilisiert werden."
Woran liegt es, dass bei uns in Deutschland nur wenige Lust haben auf die neuen Kaffeekreationen? Es heißt es ja oft: Wir haben Liebe für den Discounter, aber nicht für unseren Magen. Oder ist es andersrum? Dass Third-Wave-Coffee, Craft Beer, Dry Aged-Fleisch und wie sie alle heißen – dass diese Essenstrends zu weit weg vom Gaumen der Mehrheit sind? Selbst Dominiks Freund Julian - passionierter Kaffeetrinker - ist Trendmüde. Filterkaffee findet er lecker, aber so ein Bohei darum, das ist doch Quatsch, meint er.
Im Kaffeeozean braut sich schon die vierte Welle zusammen
Cafébesitzerin Nora jedenfalls beobachtet schon die nächste Entwicklung: Instantkaffee in Kapseln - mit Spezialitätenkaffee. Das ist, bei aller Liebe für den Kaffee Zuhause, keine gute Nachricht, findet unser Reporter Dominik. Weder für die Umwelt, noch für Nora und ihre Kollegen. Denn wenn jeder Zuhause auf der Kaffeewelle reiten kann, wer geht dann noch in Cafés, um guten Kaffee zu trinken?
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