The WeekndWas unser Name mit unserer Persönlichkeit macht
The Weeknd möchte nicht mehr The Weeknd heißen, auf Instagram findet man ihn jetzt unter seinem bürgerlichen Namen Abel Tesfaye. Wir haben uns angeschaut, welche Rolle der Name für uns spielt und wie er unsere Identität beeinflusst.
The Weeknd ist nicht der erste Künstler, der seinen Namen ändert:
- Aus Kanye West wurde einfach nur Ye
- Aus Puff Daddy erst P. Diddy, dann nur noch Diddy
Unser Name ist wichtig für uns und es macht etwas mit uns, wenn wir einen neuen Namen bekommen – das betrifft nicht nur Künstler*innen, sondern auch Leute, die heiraten oder vielleicht ihren Geburtsnamen wieder annehmen.
"Ruf-und Familiennamen sind ein wichtiger Bestandteil unserer Identität."
Unser Vor- und unser Nachname verrät eine Menge über uns, sagt die Sprachwissenschaftlerin und Namensforscherin Anne Rosar. Manchmal helfen diese Informationen bei der Orientierung im Alltag, sie können aber auch zu Problemen führen – beispielsweise zu Diskirimierung auf dem Arbeitsmarkt oder bei der Wohnungssuche.
Persönliche Herkunft
Der Nachname sagt etwas über unsere persönliche familiäre Herkunft aus. Wenn wir diesen wechseln, signalisieren wir, dass wir zu einer anderen Einheit dazugehören als bisher. Das kann durch eine Heirat geschehen – oder durch eine Änderung des Nachnamens, wenn Menschen mit dem Namen ihres Erzeugers nichts mehr zu tun haben wollen und deshalb keine Zugehörigkeit mehr zeigen.
Am Nachnamen hören wir in der Regel auch, aus welchem Land eine Person kommt – oder aus welcher Region innerhalb Deutschlands. Ein Beispiel: "Metzger" kommt eher aus Süddeutschland, "Fleischer" eher aus den nördlichen Bundesländern.
Das kann auch für Vornamen gelten – zumindest gibt es Vornamen, die tendenziell eher in bestimmten Regionen vergeben werden: Fiete oder Maren werden gern im Norden genutzt, Korbinian oder Franziska eher im Süden.
Vornamen als soziale Marker
Vornamen tragen enorm zur Identitätsbildung bei. Sie sind soziale Marker, erklärt Namensforscherin Anne Rosar. Das fängt bereits beim Geschlecht an. Manche Namen klingen für uns besonders weiblich, andere weniger. Manche klingen jugendlich, andere nicht: Ein Jonas werde zum Beispiel jünger wahrgenommen als ein Jürgen.
"Ein Jonas ist wahrscheinlich jünger als ein Jürgen."
Namen unterliegen auch Trends. Und wenn unser Name ungewöhnlich ist, dann fallen wir auf. Das kann etwas Positives bedeuten – wir sind etwas Besonderes und fühlen uns auch so – oder eben zu Diskriminierung führen.
Namen können sehr mächtig sein
Kevin oder Chantal sind beispielhaft Namen, die sehr stark mit Stereotypen aufgeladen sind, erklärt Anne Rosar. Wir stülpen also direkt gewisse Annahmen über die Namensträger*innen. Ob diese das nun wollen oder nicht, werden ihnen Eigenschaften angeheftet, mit denen sie wahrscheinlich gar nichts zu tun haben.
Oder: Wir kennen eine Jana, die wir supernett finden und einen Stefan, den wir so semitoll finden. Der nächste Stefan und die nächste Jana haben es bei uns entsprechend leichter beziehungsweise schwerer.
"Nur weil wir unseren Namen ändern, werden wir nicht zu einem neuen Menschen."
Wenn wir unseren Namen ändern, werden wir kein anderer Mensch, erklärt unser Reporter Sebastian Sonntag. Aber: Unser Name hat durchaus einen Einfluss darauf, wie uns andere sehen – und wie wir uns selbst sehen. Deshalb ist es zum Beispiel auch für Trans-Personen ein wichtiger Schritt, einen Namen passend zur eigenen Identität zu tragen.
Und bei Künstlernamen – um zurück zu The Weeknd zu kommen – ist damit sehr oft ein Imagewandel verbunden. Vielleicht hat Abel Tesfaye einfach keine Lust mehr auf die Kunstfigur, für die The Weeknd steht. Und auf das, was Leute mit dem Namen verbinden. Seinen Künstlernamen kann er einfach wechseln oder aufgeben. Bei einem echten Namen ist das – zumindest hier bei uns in Deutschland – bedeutend schwerer.