Wirtschaftswissenschaftler Michael AdamsRaucher kosten uns Milliarden
In Japan belohnt ein Unternehmen nicht rauchende Mitarbeiter mit sechs zusätzlichen Urlaubstagen. Denn das ist wirtschaftsfreundlicher, als die Kosten tragen zu müssen, die durch Raucher entstehen. Der Wirtschaftswissenschaftler Michael Adams rechnet im Interview vor, welche Kosten der deutschen Wirtschaft durch Raucher entstehen.
Gesundheitskosten und Verlust menschlicher Ressourcen
Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) schätzt, dass Raucher ihren Arbeitgeber im Vergleich zu nicht rauchenden Kollegen im Durchschnitt 2000 Euro im Jahr mehr kosten. Die Hamburger Wirtschaftswissenschaftler Michael Adams und Tobias Effertz haben in einer Studie die volkswirtschaftlichen Gesamtschäden berechnet, die bundesweit durch das Rauchen entstehen. Auch das Deutsche Krebsforschungszentrum verwendet die ermittelten Beträge. Sie sind enorm: 2012 lagen sie demnach bei mindestens 35 Milliarden Euro oder 2180 Euro im Schnitt für jeden Raucher - vor allem durch die hohen Gesundheitskosten und den Verlust an menschlichen Ressourcen durch den frühen Tod der Raucher.
Was Raucher die deutsche Wirtschaft kosten
Nach Angaben des Wirtschaftswissenschaftlers Michael Adams gehe um es Milliardenbeträge. Während der Umsatz der Zigarettenindustrie bei 25 Milliarden Euro liegt, müssten die entstehenden Kosten in den Sozialversicherungssystemen mit 50 Milliarden Euro beziffert werden. Nach Abzug der Tabaksteuer in Höhe von 14 Milliarden Euro liegen die Kosten immer noch bei 36 Milliarden Euro, die aus den Sozialversicherungssystemen zur Subventionierung der Raucher fließen müssen.
"Der Umsatz der Zigarettenindustrie ist 25 Milliarden. Die Kosten in den Sozialversicherungen, die dieses Rauchen verursacht, sind 50 Milliarden."
Die Unternehmen wie auch die Allgemeinheit sind an der Finanzierung der Sozialversicherungssysteme beteiligt. Damit entstehen den Unternehmen wie auch allen Beteiligten diese Kosten. Würden die entstehenden Kosten, die aktuell die Allgemeinheit übernimmt, auf den Einzelnen - also den Raucher - zurückübertragen, müsste dieser pro Packung Zigaretten 11,30 Euro bezahlen.
"Würden Raucher die Kosten selbst zahlen, müsste eine Packung Zigaretten 11,30 Euro kosten"
Was die Raucherpause kostet
Der Kostenfaktor Raucherpause könne nach Michael Adams nur schwer berechnet werden. Denn unklar ist, was die rauchenden Menschen tun, zum Beispiel über die Arbeit sprechen oder nicht. Unternehmen schützen sich inzwischen auch dadurch, dass die Zigarettenlänge jenseits des Schreibtischs durch die unternehmenseigene Zeiterfassung berücksichtigt wird. Oder es herrscht ohnehin ein vollkommendes Rauchverbot.
Die kranken Raucher kosten Geld
Nicht nur der rauchende Mitarbeiter erkrankt, sondern auch die Ehegatten. Alleine durch das Arbeitslosengeld eins und zwei entstehen 13 Milliarden an Mehrkosten. Hier enthalten sind die Kosten für die Arbeitsunfähigkeit, die Reha und die Erwerbsminderung. Hinzu kämen die Kosten für die Pflege mit 12 Milliarden Euro. Und auch die Krankenversicherungen übernehmen noch einmal 25 Milliarden Euro. Eingepreist ist bei der Berechnung von Michael Adams bereits der frühe Tod der Raucher.
- Krankenkassenbeiträge versus Tabaksteuer: Sollen Raucher mehr zahlen? | Sollten Raucher höhere Krankenkassenbeiträge zahlen als Nichtraucher? Unser Kolumnist Jim Kavanaugh hat mit einer entsprechenden These eine Diskussion ausgelöst, die wir nun mit Fakten untermauert weiter fortführen.