Flüchtlinge unter Terrorverdacht"Die Deutschen sind vorsichtiger geworden"
Die Gefangennahme des syrischen Flüchtlings Jaber Al-Bakr wegen Terrorverdacht und sein anschließender Selbstmord wirken sich negativ auf die Einstellung Deutscher gegenüber Flüchtlingen aus. Das empfindet zumindest Eyad Ibrahim, der seit September 2015 in Deutschland lebt.
Eyad Ibrahim ist im vergangenen Jahr aus Syrien geflohen und lebt seit September 2015 in Deutschland. Die Ereignisse rund um die Gefangennahme des syrischen Flüchtlings Jaber Al-Bakr und dessen Selbstmord machen ihm Sorgen. Für Eyad bedeutet das, dass ihm die Deutschen wieder skeptischer entgegentreten. Das habe er genau so schon nach der Silvesternacht erlebt und jetzt wieder, erzählt Vivien Leue, die sich mit Eyad unterhalten hat.
Eyad ist Mitte zwanzig und sieht rein äußerlich typisch arabisch aus. Seine Deutschkenntnisse sind noch in den Anfängen, und wenn er sich mit seinen Freunden auf der Straße unterhält, spricht er arabisch. Dadurch fällt Eyad in ein Raster, erklärt Vivien, das für viele Menschen bedeutet: Vorsicht!
"The German people are a kind of cautious. They are not like before. They are a bit afraid, when they talk to you or even when they look at you."
Über die aktuelle Situation in Deutschland informiert sich Eyad vor allem über Facebook. Aktuelle Ereignisse werden geteilt und auf Arabisch oder Englisch übersetzt. Gegen die veränderte Einstellung der Deutschen gegenüber den Flüchtlingen und den zunehmenden Fremdenhass kann Eyad selbst nichts unternehmen. Ihm bleibt nur, weiter Deutsch zu lernen, eine Arbeit zu finden und sich so gut wie möglich zu integrieren.
Veränderte Flüchtlingspolitik
Für Eyad liegt auf der Hand, dass hinter der veränderten Flüchtlingspolitik und dem erschwerten Nachzug Familienangehöriger nur das eine Ziel steht: Die Zahl der Flüchtlinge zu reduzieren. Besonders hart trifft ihn die Residenzpflicht, die besagt, dass er den ihm zugewiesenen Ort, in seinem Falle Erftstadt, nicht verlassen darf. Für sein Ziel, sich einen Job zu suchen oder vielleicht zu studieren, ist das mehr als kontraproduktiv. Residenzpflicht gilt für Eyad, weil sein Asylverfahren immer noch in der Schwebe ist.