Telefonieren ist outTexten statt Reden
Wir gehen schon lange nicht mehr an jeden Anruf ran, der reinkommt. Stattdessen schreiben wir lieber Nachrichten. Warum wir lieber texten, statt telefonieren.
"Hi! Mein Name ist Finja. Ich habe diese Seite erstellt, um dir zu erklären, warum ich die meisten Anrufe nicht annehme."
Die Webseite, auf der diese Anti-Telefonier-Haltung thematisiert wird, geht gerade im Netz rauf und runter. Auf der Webseite Warum-ich-keine-Anrufe-mag.de gibt Finja gleich neun Gründe dafür an. (Finja heißt übrigens in Wahrheit Holger, fand aber den Namen Finja geiler. Und er hat sich von einer ähnlichen Seite in den USA inspirieren lassen.)
- "Ich hasse es, gestört zu werden"
- "Telefonieren ist genauso unhöflich, wie wenn man plötzlich im Büro stehen würde"
- "Weil ich vergesslich bin und mich nicht mehr daran erinnern kann, worum es ging, wenn ich aufgelegt habe"
Telefonieren bei der Arbeit und privat
Unter den neun Punkten sind sicher einige Sachen, die man kennt oder nachvollziehen kann. Sie haben vor allem mit Arbeit zu tun. Aber auch im Privatleben verbannen wir aber immer mehr das Telefon, sagt der Kommunikations-Coach Eric Hegmann. Telefonieren würde man zwar noch im Büro, da wo die Mail zu langsam ist.
"Im Privaten möchte ich meine Zeit aber selbst planen. Den Anrufbeantworter bespricht man heute schon gar nicht mehr, sondern schickt eine Textnachricht hinterher: Bitte melde dich JETZT."
Und ob man dieser Bitte dann nachkommt, kann man sich dann immer noch überlegen. Vielleicht will man ja auch einfach mal gar nicht erreichbar sein.
Spart Texten Zeit?
Dass ihr mit dem Verzicht aufs Telefonieren Zeit spart, ist relativ. Das weiß jeder, der mal versucht hat, sich mit mehr als zwei Leuten per Whatsapp zum Essen oder Trinken zu verabreden.
"Wirklich zeitversetzter ist das Texten ja gar nicht. Das braucht mittlerweile die gleiche Aufmerksamkeit wie das Telefonieren."
Das Texten hat außerdem noch eine wichtige Metaebene, sagt Hegmann. Denn vor allem damit, wie schnell ihr antwortet, werde Einiges vermittelt. Es mache durchaus etwas aus, ob ihr jetzt sofort antwortet, in 30 Minuten oder in sechs Stunden.
"Gerade frisch Verliebte kennen das: Sie sitzen neben dem Telefon und warten auf die Textnachricht wie früher auf den Anruf."
Man sagt auch was, indem man nichts sagt
So frei macht einen die geschriebene Nachricht also gar nicht im Vergleich zum Telefon. Auch für schriftliche Kommunikation gibt es Regeln. Mehr noch für Whatsapp und Co. als für E-Mails. Da kommen dann Fragen auf wie: "Er hat meine Nachricht doch
schon gelesen, warum antwortet er nicht??"
Kommunikations-Intelligenz
- Bei komplexen Themen, wo es noch viel Redebedarf gibt, lieber telefonieren - dann schreibt man nicht andauernd hin und her
- Bei Angelegenheiten, wo es um viel Information geht, lieber eine E-Mail, wo alles drin steht - dann spart man sich noch drei Mal nachzufragen, weil man irgendwas nicht behalten hat
So eine Kommunikationsintelligenz schadet auch nicht im Privatleben, weil sich Textnachrichten nun mal nicht für jede Situation eignen.
"Bei einer persönlichen Unterhaltung kann ich durch Betonung, Pausen und Ähnlichem ganz anders reagieren und Probleme lösen."
Und wenn es um wirklich wichtige Dinge geht, dann kann man auch mal ganz verrückt sein und sich zum Reden treffen. Das funktioniert in der Regel nämlich am besten.