Teesorten-NamenPlacebo aus dem Teebeutel
Egal was ihr braucht: Energie, Harmonie, Entspannung, Kraft oder Liebe. Ihr bekommt es. Ganz legal. Aus dem Supermarkt. Als Teesorte. Die Industrie übertrifft sich gerade mit kreativen Wortschöpfungen. Aber können sie ihre Versprechen auch halten?
Die Geschichte des Tees beginnt vor über 3.000 Jahren. Der damalige Kaiser von China sitzt laut Legende vor einer Tasse mit heißem Wasser, da kommt ein kleiner Wind und bläst ihm Teeblätter hinein. Damals kamen die Teeblätter von einem Baum - heute kommt der Tee aus der Fabrik, fertig portioniert in kleinen Beutelchen und seine Wirkung ist schier unglaublich. Er macht uns wach, fröhlich, zufrieden oder harmonisch. Was man halt gerade so braucht.
"Wenn ich mir Ginseng hole, dann ist das etwas, was ich mit Konzentration verbinde. Dann denke ich, das passt, das tut mit gut."
Viele Menschen glauben an die Wirkung des Tees, glauben daran, was die Hersteller uns auf der Verpackung versprechen. Auch wenn Kräuter- und Früchtetees streng genommen nur als teeähnliche Erzeugnisse deklariert werden dürften.
Vier Tees - vier Versprechen - vier Testtassen
Zusammen mit einer Apothekerin wollen wir vier Teesorten testen. Die Apothekerin schaut genau, was drin ist und was draufsteht und analysiert das Ganze. Ausgesucht haben wir vier Tees, zwei die Denken und Konzentration fördern sollen, einen für die Freude und einen für die Kraft.
"Es gibt Tees, die auch arzneilich eingesetzt werden. Viele Dinge haben eine belegte Wirkung. Vieles ist aber auch ein Werbegag."
Die Teesorte "Konzentration" wirbt mit dem Versprechen, dass die wohltuende Kräuterteemischung geistige Leistungsfähigkeit unterstützen solle. Guarana, Ginseng und Kolanuss trügen zur mentalen Fitness bei. Heißt es. "Zeit zum Denken" setzt laut Packungsaufdruck auf die limonige Kraft gegen "erschöpfte Köpfe". Unsere Apothekerin bestätigt, dass Ginseng eine stärkende Wirkung hat.
"Das passt schon zum Tee "Zeit zum Denken", weil das auch so ein bisschen die Gedächtnisleistung steigern soll, das wurde auch in einigen Studien so belegt, aber mit fünf Prozent im Tee, wird das wahrscheinlich nicht viel tun.
Wir testen weiter. Als nächstes ist "Hol dir Kraft" an der Reihe. Da sind unter anderem Honeybush, Pfefferminze, Zimt, und Ringelblumenblüten drin; allerdings wieder nur in kleinen Mengen. Die Apothekerin bestätigt: Auch hier steht der Geschmack im Vordergrund. Mit den Pflanzen, die drin sind, kann die Wirkung des Tees eher nichts zu tun haben. Wir sind enttäuscht! Und hoffen auf den letzten Test-Tee. Der heißt "Augenblick der Freude". Hoffnungsschimmer hier: Es ist Vanille drin.
"Das Vanillin ist der Duftstoff in der Vanille und der ist auch viel in der Muttermilch enthalten."
Die These ist: Vanillin weckt Erinnerung an die glückliche Babyzeit und beschert dir so "Augenblicke der Freude". Ein bisschen konstruiert - zugegeben - aber immerhin. Sonst bleibt unter dem Strich nur die Erkenntnis, dass mit Wirkstoffen geworben wird, die in dieser Dosis nicht wirksam sind. Im Grunde wirken die Tees nach der Formel: Heißes Wasser plus Produktdesign. Zum Glück gibt es ja noch den guten alten Placebo-Effekt.