TansaniaMit einem Bein auf dem Kilimandscharo
Der Kilimandscharo ist mit über 5800 Metern der höchste Berg Afrikas. Eine Herausforderung, der sich Tom Belz gestellt hat, obwohl er nur ein Bein hat.
Anfang 30 hat sich Tom Belz in den Kopf gesetzt, den Kilimandscharo mit seinen 5895 Metern zu besteigen. Der Berg in Tansania ist der höchste auf dem afrikanischen Kontinent. Allein das ist schon eine Herausforderung. Im Fall Toms kommt hinzu: Er hat nur ein Bein.
Im Alter von acht Jahren ist er an Knochenkrebs erkrankt. Das linke Bein musste amputiert werden. Er hat sich gegen eine Prothese entschieden, weil er sie als hinderlich empfand. Menschen in seiner Umgebung hätten oft gesagt, was er alles nicht könne, weil er nur noch ein Bein hat. Sie hätten ihm damit buchstäblich Steine in den Weg gelegt. All diese Steine habe er dann zusammengelegt – zu seinem Kilimandscharo.
Kilimandscharo als Sinnbild für die vielen Steine im Leben
20 Jahre später nimmt er sich vor, trotz seiner körperlichen Einschränkung, diesen Berg zu besteigen. Damit steht die Besteigung auch sinnbildlich für die Überwindung der Einschränkungen, die er in seinem Leben erfahren hat.
Für die Menschen in Tansania war Tom in vielerlei Hinsicht ein Kuriosum. Seine Guides haben ihm deshalb den Swahili-Spitznamen "Mbusi Dume" gegeben – starke Ziege auf Deutsch. Denn zum einen hatte er eine zottelige Mähne auf dem Kopf und den Mut, mit einem Bein und Krücken den Kilimandscharo zu besteigen. Zum anderen hat die Art und Weise wie teils von Fels zu Fels gesprungen sei, die Menschen wohl an eine Ziege erinnert, erzählt er.
"Das hatte sich rumgesprochen, dass so ein zotteliger, einbeiniger Mann kommt."
Bis Tom endlich oben auf dem Gipfel des Kilimandscharos war, hat es sieben Tage gedauert, erzählt er heute. Dabei hatte er ein ganzes Team, das auch einen Film über seine Besteigung gedreht hat. Anfangs hätten die Guides wohl befürchtet, dass sie Tom tragen müssten, und hätten dann festgestellt wie "leichtfüßig" er die Höhenmeter gemeistert hat.
Leichtfüßige Besteigung mit viel Gesang
Zur Besteigung gehörte auch, dass viel dabei gesungen wurde. "Ich glaube, ich habe nur im Kindergarten mehr gesungen, als bei der Besteigung", sagt Tom. Gleich morgens beim Aufstehen haben sie die ersten Lieder gesungen, dann während dem Laufen, einfach die ganze Zeit, abwechselnd tansanische und deutsche Lieder.
"Wir hatten da oben Minus zehn bis 15 Grad und 60 bis 70 Stundenkilometer Winde."
Die Lieder helfen dabei, den schwierigen Anstieg zu meistern. Zu der Steigung kommt eisige Kälte und starker Wind hinzu. Dieser Weg habe sich angefühlt wie zwei Meter vor, einen Meter zurück, sagt Tom. Besonders an den Fingern habe er gefroren: "Die Hände bewegen sich eigentlich nicht. Die sind nur dazu da, um mich an den Krücken festzuhalten."
Wenn nicht gesungen wurde, hat Tom sich mit seiner Playlist motiviert, die er nach seinem Schritttempo zusammengestellt hat. Er sagt: "Eigentlich musst du in Bewegung bleiben und nur noch laufen."
"Einer der größten Fehler, die ich gemacht habe, war, stehen zu bleiben und eine Pause zu machen."
Oben angekommen fehlten ihm die Worte. Umgeben vom Team hat er nur herausgebracht: "Ich habe es geschafft." Der Sonnenaufgang auf dem Gipfel war unbeschreiblich, sagt Tom.
Über seinen Trip hat Tom das Buch "Do what you can't – auf einem Bein auf den Kilimandscharo" geschrieben.
Außerdem erzählt Tom, welche Musik er beim Aufstieg gehört hat und warum es ihm wichtig war, diese Reise mit seinem ehemaligen Arzt zu machen. Klickt einfach oben auf den Play Button, um das ganze Gespräch zu hören.