Süddeutsche.deEs hat sich auskommentiert
Den Onlinern der Süddeutschen Zeitung reicht's: Sie schalten die Kommentarfunktion auf ihrer Seite fast komplett ab. Es gibt lediglich ein paar Ausnahmen: Auf sueddeutsche.de gibt's jetzt pro Tag nur noch zwei, drei Themen, die diskutiert werden dürfen.
Auf sueddeutsche.de schaut die Redaktion seit Anfang der Woche ganz genau hin, wer was und wie kommentiert. Nur noch ausgewählte Themen können überhaupt mit Kommentar versehen werden, die müssen freigeschaltet werden. "Wir werden uns engagierter als Stimme der Redaktion einbringen, statt wie bisher die Auseinandersetzung nur durch das Freischalten guter Beiträge zu verwalten, was oft zu Kritik geführt hat", erklärt die Redaktion in einer Kolumne.
Auf Facebook soll weiter diskutiert werden
Wer allerdings ein Thema diskutieren möchte, das die Redaktion dafür nicht vorgesehen hat, muss auf Facebook ausweichen. Dort können dann weiterhin alle Artikel kommentiert werden, da sich, so die Süddeutsche Zeitung, "die Debatten nach unserer Erfahrung ohnehin stark in die sozialen Netzwerke verlagert haben". Das klinge wie ein Eingeständnis des Scheiterns klingt, sagt DRadio-Wissen-Reporter Andreas Noll.
"Bei Facebook ist durch den Klarnamenzwang die Pöbel-Gefahr etwas geringer und auch die User untereinander disziplinieren sich. Klar ist aber: Für das Abschalten der Kommentare muss die Süddeutsche Zeitung heftige Kritik einstecken."
Viele Leser sind jetzt erstmal sauer. Sie fühlen sich zensiert und sehen ihre Kommentare auch als Möglichkeit, ein Korrektiv zur Meinung des Journalisten zu bilden. Wenn der Artikel jetzt aber ohne Kommentare erscheint, bleibt er auch unwidersprochen. Andere werden der Zeitung vor, gegenüber den Trollen und Pöblern im Netz zu kapitulieren. Und der Chefredakteur von Zeit online, Jochen Wegner, twitterte dazu:
Letztlich scheint das Vorgehen der Süddeutschen Zeitung auch ein Sparprogramm zu sein: Die Debattenmoderation bindet Personal. "Liebe Leser, ihr seid uns eigentlich egal", titelt dann auch Telepolis recht scharf seinen Artikel über die neue Debattenkultur bei der Süddeutschen.