Hungersnot in Syrien"Uns geht das Essen aus"
Die Syrien-Unterstützergruppe trifft sich in New York, die Vereinten Nationen wollen ihre Hilfe wieder aufnehmen. Bis sie ankommt, kann es dauern. Wir haben mit dem Syrer Rajaai Bourhan gesprochen, wie die Menschen trotzdem zurecht kommen.
Rajaai Bourhan ist 26 Jahre alt. Er ist vor den Kämpfen in seinem Heimatort in die Berge geflohen. Der Bergort Madaja liegt eine Autostunde von Damaskus entfernt. Aus der Hauptstadt kamen vor dem Krieg noch viele Urlaubsgäste, wenn der Sommer in der Stadt unerträglich war. Heute wohnt Rajaai Bourhan mit anderen Flüchtlingen in den Ferienwohnungen. 40.000 Menschen sind mittlerweile in dem kleinen Ort zwischen syrischer Armee und der libanesischen Hisbollah-Miliz eingekesselt.
Die Lage in Madaja ist katastrophal. Militärs haben die Stromleitungen gekappt. Diesel ist ausgegangen, und zum Feuermachen bleibt nur der Plastikmüll. Außerdem hungern die Menschen, die Essensvorräte gehen zur Neige: "Wir haben nur, was die Vereinten Nationen hergebracht haben. Seit fünf Monaten kam kein Konvoi mehr nach Madaja", sagt er. Essen ist rationiert. Zweihundert Gramm Reis oder Bulgur am Tag müssen reichen.
"Wir haben kein fließendes Wasser. Aber es gibt Brunnen, das ist wie vor hundert Jahren."
Der Winter steht bevor: "Wir haben keinen Strom und keine Heizung, wir versuchen uns mit Decken und Kleidung zu wärmen", sagt Bourhan. Die Menschen hätten Angst vor der Kälte, weil es keinen Strom oder Brennstoffe gibt. "Das ist das Hauptproblem."
"Wir haben Angst vor der Zukunft. Wir haben Angst gefangen genommen und gefoltert zu werden."
Rajaai Bourhan glaubt, dass viele Richtung Norden, nach Idlib fliehen werden. Dort gibt es zwar Luftangriffe, aber vor der Armee am Boden wären sie dort sicher. Außerdem gäbe es mehr Nahrungsmittel. Für ihn ist Idlib auch die einzige Lösung. Rajaai Bourhan hat Angst, Assad-Truppen könnte Madaja einnehmen und ihn als Spion betrachten. Als Aktivist hatte er an Protesten gegen Machthaber Assad teilgenommen.