Historischer MomentSyrien: Es gibt Grund zur Hoffnung
Die Ära Assads in Syrien ist beendet: Die dschihadistischen Aufständischen haben in kürzester Zeit große Teile des Landes und die Hauptstadt Damaskus erobert. Der Machthaber ist geflohen, der Ministerpräsident zur Machtübergabe bereit.
Seit 2000 war Baschar Assad syrischer Machthaber. Zuvor regierte sein Vater Hafiz 30 Jahre lang als Diktator das Land. Die Assad-Familie ging immer wieder brutal gegen die eigene Bevölkerung vor. Demonstrationen im "Arabischen Frühling" ließ Baschar Assad mit Gewalt niederschlagen. Im Bürgerkrieg, der seit 2011 andauerte, soll er Giftgas gegen Oppositionelle eingesetzt haben. Mehr als eine halbe Million Menschen verloren nach Schätzungen im Krieg ihr Leben.
"Sehr viele Menschen sind sehr erleichtert. Im Zentrum von Damaskus tanzen die Menschen auf der Straße."
Die Menschen feiern nun das Ende dieser Herrschaft, die auch sehr brutal war, sagt Korrespondentin Nina Amin. Sie stürzen Statuen Assads und tanzen auf den Straßen.
Unter dem Dach der Rebellengruppe HTS hatten sich sehr viele Milizen versammelt und gemeinsam diesen Sieg errungen. Und im Moment kann man durchaus hoffnungsvoll sein, meint Nina Amin. Denn der Anfüher der Gruppe, Abu Muhammad al-Dscholani, habe sich deutlich von dem Terrornetzwerk Al Kaida losgesagt.
"Im Moment, so wie das alles abläuft, ist es schon so, dass man ein bisschen hoffnungsvoll sein kann."
Milizenführer al-Dscholani hat verkündet, dass sich niemand Sorgen machen solle: Man wolle keine Rache üben, keine Minderheiten verfolgen, Syrer, die geflohen sind, sollten zurückkehren in ihr Land, so unsere Korrespondentin.
Ob dieses "freie Syrien", von dem er spricht, tatsächlich ein freies Land für alle werden wird, bleibt abzuwarten. Es sei auch die Frage, ob sich alle unterschiedlichen Akteure tatsächlich hinter al-Dscholani versammeln oder eigene Machtansprüche stellen.
"Man will verhindern, dass jetzt totales Chaos und sozusagen Wilder Westen ausbricht."
Für die Nacht wurde im Land eine Ausgangssperre verhängt - damit Ruhe einkehrt und kein Chaos ausbricht, sagt Nina Amin. Mit dem syrischen Ministerpräsidenten habe al-Dscholani bereits gesprochen. Von freien Wahlen ist die Rede und einer friedlichen Machtübergabe an die syrische Bevölkerung.
Auf dem Foto oben: Eine verschleierte Syrerin malt in Hama am 7.12. die alte Flagge Syriens an eine Wand - die Flagge der Rebellen im Bürgerkrieg.