Kampf gegen den ISImmer den Tod vor Augen
Azad ist 20, Kurde und lebt im Ruhrpott. Die Nachrichten über die Brutalität des IS gegen Kurden hält er nicht mehr aus. Er zieht in den Krieg. Zurück in Deutschland erzählt er DRadio-Wissen-Reporter Johannes Döbbelt, was er erlebt hat.
Im Juni 2014 packt Azad* seinen Rucksack. Seiner Mutter erzählt er, dass er für einen Monat lang Urlaub machen möchte. Irgendwo in Europa. Tatsächlich fliegt er mit einem One-Way-Ticket in den Irak. Von dort geht er über die Grenze nach Syrien. In Syrien schließt er sich der kurdischen YPG an. Der sogenannten Volksverteidigungseinheit wird die Nähe zur türkischen PKK nachgesagt, die von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft wird. Anders als die irakischen Peschmerga wird die syrische YPG deshalb auch nicht mit Waffen unterstützt.
"Man hat immer an den Tod gedacht."
Azad wird mit anderen Neuankömmlingen zuerst ausgebildet: straffes Sportprogramm und disziplinierter Unterricht. Zum ersten Mal hält er eine Waffe in der Hand. Er lernt, wie er die Kalaschnikow zerlegt, säubert, zusammenbaut - und er lernt schießen. Außerdem wird er ideologisch geschult in Sachen wer ist Feind und wer Freund. Nach einem Monat kommt Azad an die Front nach Kobane.
"Die letzte Kugel hatte jeder dabei, die war für einen selber, um nicht in die Hände des Feindes zu fallen."
Fünf Monate hält Azad den Krieg aus. Dann wird er krank. Gefechte rund um die Uhr, nur zwei bis drei Stunden Schlaf pro Nacht, manchmal auch gar keinen. Überall Leichen, verstümmelt, ohne Kopf. Azad wird so krank, dass er nach Deutschland zurückkehrt. Aber Azad ist nicht mehr der, der er war, bevor er in den Krieg zog. Er hat Schlafstörungen. Wie sein Leben jetzt weitergehen soll, weiß er nicht.
Gute Rückkehrer - böse Rückkehrer?
Außer Azad, der auf Seiten der Kurden gegen den IS gekämpft hat, kehren auch Männer nach Europa zurück, die auf der Seite des IS gekämpft haben. Die Bundesregierung warnt vor den gewaltbereiten Rückkehrern, deren Hemmschwelle zu Brutalität und Anschlängen gesunken sei. Der bitische Premier David Cameron scheint aber einen Unterschied zwischen den Rückkehreren, zwischen den Guten und den Bösen, zu machen, wie Florian Rötzer auf Telepolis berichtet. Rückkehrer, die gegen den IS gekämpft hätten, müssten anders behandelt werden, als diejenigen, die auf der Seite des IS standen.
*Name geändert