Svenja Flaßpöhler"Verzeihen ist kein Deal"
Svenja Flaßpöhler möchte Ihrer Mutter verzeihen. Die hat die Familie verlassen, als die Kinder Teenager waren. Ob das geklappt hat und wie das Verhältnis zu ihrer Mutter heute ist, das erzählt sie heute Abend Sven Preger in Eine Stunde Talk.
Svenja Flaßpöhler hat das Buch "Verzeihen. Vom Umgang mit Schuld" ihrer Mutter gewidmet. Die hat es tatsächlich gelesen, noch vor der Veröffentlichung - und findet es gut. Dabei hat Svenja Flaßpöhler die Familiengeschichte recht schonungslos aufgeschrieben. Und die geht so: Die Mutter hat die Familie verlassen und die Kinder im Stich gelassen. So werden Lebensthemen geboren.
"Es ist eine Illusion, sich von seinen Eltern loszusagen."
Für den Verzeihens-Prozess hat sich Svenja Flaßpöhler Hilfe geholt: bei Psychotherapeuten, Philosophen (sie ist promovierte Philosophin!) und anderen Menschen. Und wird fündig: bei Hannah Arendt genauso wie in der JVA Berlin-Tegel oder in Winnenden. "Ich wollte nicht abstrakt philosophieren, sondern mit Menschen reden", sagt sie. So entsteht das, was Svenja Flaßpöhler narratives Philosophieren nennt. Sie erzählt Geschichten: von Überlebenden des Holocausts ("Die Shoa ist das stillschweigende Herz der Philosophie des Verzeihens!"), von der Mutter eines Winnenden-Opfers und von einem Mann, der seine Liebste getötet hat.
"Verzeihen heißt Verzicht auf Vergeltung. Und bleibt ein Prozess."
Für sie besteht der Verzeihensprozess aus drei Säulen: Verstehen, lieben, vergessen. In Eine Stunde Talk erzählt sie von der Weichheit des Verzeihens, warum der Münsteraner Tatort gar nicht geht und warum es spannend gewesen wäre, wenn in Schirachs-Theaterstück afghanische Flüchtlinge gesessen hätten.
"Eine Person ist größer als seine Tat!"