Superfood oder Hype?Das steckt in Vitalpilzen
Vitalpilze gelten als regelrechtes Wundermittel: Sie sollen die Konzentration steigern oder bestimmte Krankheiten lindern. Aber was ist wirklich dran?
Vitalpilze werden zum Teil schon lange in der traditionellen chinesischen Medizin eingesetzt. Anbieter solcher sogenannten Heilpilze versuchen, diese Nahrungsergänzungsmittel gerade stark zu pushen – etwa über Social Media. Deutschlandfunk-Nova-Reporter Justus Wolters hat sich den Hype genauer angeschaut und zum Beispiel nach den Gründen gesucht, warum Leute diese Mittel zu sich nehmen.
Die Gründe seien sehr unterschiedlich. "Einige versprechen sich davon zum Beispiel einen morgendlichen Energie-Kick als Alternative zum Kaffee. Andere wollen generell ihr Immunsystem stärken", sagt unser Reporter. Lukas nimmt auch diese Vitalpilze zu sich und macht es, um sich unter anderem besser konzentrieren zu können. Bisher ist er auch soweit mit dem Ergebnis zufrieden.
"Ich nehme die jetzt seit anderthalb Monaten. Ich hatte am Anfang – so nach zwei Wochen – das Gefühl, dass ich ein bisschen klarer und fitter durch den Tag gegangen bin, also strukturiert her vom Kopf."
Ob die positiven Effekte wirklich mit den Pilzen zusammenhängen, lässt sich nicht sagen. Er sagt selbst, es könnte sich auch um einen Placebo-Effekt handeln.
Industrie verkauft Heilpilze als Wundermittel
Wichtig zu wissen: diese Heilpilze sind Nahrungsergänzungsmittel und keine Arzneimittel. Und bei Nahrungsergänzungsmitteln sind die Anforderungen viel niedriger und die Kontrollen weniger genau. Trotzdem werden diese Pilze zum Teil als Wundermittel verkauft, sagt Helena Nareyka von der Verbraucherzentrale Bremen.
"Von Asthma, Allergien, Wechseljahresbeschwerden bis hin zu Diabetes, Herzerkrankungen, Krebs, HIV – also in all diesen Bereichen sollen sie [Heilpilze] anscheinend erstaunliche Ergebnisse liefern."
Die Pilze – darunter Reishi, Shiitake oder Chaga – werden häufig in Pulvern, Tabletten oder getrockneter Form als Vitalpilze verkauft. Sie werden auch schon länger in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet. Was die tatsächliche Wirkung betrifft, da gehen die Meinungen allerdings auseinander. Wissenschaftlich Fundiertes gibt bisher ganz wenig, sagt zum Beispiel Silke Noll von der bayerischen Verbraucherzentrale. Die Datenlage zu therapeutischen Wirkungen von diesen Vitalpilzen sei äußerst lückenhaft.
"Die meisten der bisher bekannten Studien wurden mit hoch-dosierten Pilzextrakten an Tieren oder In-Vitro, das heißt also im Labor durchgeführt. Ob sie also als Pulver beim Menschen die gleichen Auswirkungen haben, ist absolut fraglich."
"So gibt es bisher keine gesicherten Belege für eine Wirkung auf den menschlichen Organismus", sagt Silke Noll. Andererseits gibt es auch durchaus vielversprechende Ansätze. Zum Beispiel wurde in Tierversuchen mit dem Yamabushitake-Pilz, auch Löwenmähne genannt, offenbar nachgewiesen, dass dieser angstlösend war, den Blutzucker gesenkt hat und gegen Demenz helfen könnte. Aber wie Silke Noll sagt: Es ist noch unklar, ob das auch für Menschen tatsächlich genauso gilt. Unter Umständen kann es sogar gefährlich sein, diese Heilpilze zu sich zu nehmen.
"Es ist kaum nachvollziehbar, was wirklich in Kapseln, Pulver oder Tütchen ist – und in welcher Qualität. Vor allem Produkte aus Asien – das hat die Erfahrung leider gezeigt – enthalten oft nicht deklarierte Substanzen oder Dosierungen."
"Ganz besonders gefährlich ist es, wenn Menschen diesen nicht wissenschaftlich belegten Versprechen so richtig auf den Leim gehen und diese Nahrungsergänzungsmittel so verwenden, als wären es tatsächlich Arzneimittel", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Justus Wolters. Denn dann verzichten sie eventuell auf wissenschaftlich fundierte Medizin, die ihnen besser helfen könnte.