Südkorea und ÖkonomieWie Perücken die Wirtschaftsgeschichte Koreas erzählen
Von den Trümmern des Kriegs zum Wirtschaftswunder: Südkorea hat eine Erfolgsgeschichte geschrieben. Mit Perücken. Und einer nationalen Industriepolitik. Doch der Weg war steinig, wie Bo und Marcus in dieser Doppelfolge herausfinden.
Nach dem Ende des Koreakriegs 1953 und Jahrzehnten unter japanischer Kolonialherrschaft lag Südkorea in Trümmern. Die Wirtschaft war stark agrarisch geprägt, die Infrastruktur zerstört, und das Pro-Kopf-Einkommen gehörte zu den niedrigsten weltweit. Mit internationaler Hilfe, insbesondere aus den USA, begann ein mühsamer Wiederaufbau.
"It was not doing well. It was kind of limping along. It was broadly considered a place that was very corrupt. That was still very agrarian."
Die Regierung setzte auf gezielte Entwicklungsstrategien, darunter Landreformen, und den Aufbau einer stabilen Infrastruktur. Dennoch bleibt das Land bis in die 1960er Jahre wirtschaftlich rückständig und stark abhängig von externer Unterstützung.
Aufstieg der Chaebols
In den 1960er und 1970er Jahren leitete die südkoreanische Regierung unter dem autoritären Präsidenten Park Chung-hee eine umfassende Industrialisierung ein. Zentrales Element dieser Strategie war die Förderung der sogenannten Chaebols – große, familiengeführte Mischkonzerne wie Samsung, Hyundai und LG.
"In der Forschung reden wir von developmental state, das bedeutet hauptsächlich, dass der Staat mit einer sehr interventionistischen Art versucht, die eigene Wirtschaft praktisch zu fördern."
Neben Krediten wurden auch mit Steuererleichterungen der Exportsektor gezielt gestärkt. Binnen weniger Jahrzehnte entwickelte sich Südkorea von einem armen Agrarstaat zu einer der weltweit führenden Industrienationen. Besonders die Elektronik-, Automobil- und die Schiffbaubranche trieben das koreanische Wirtschaftswunder an.
1990er Jahre – plötzlich Krise
Endlich erfolgreich, endlich auf Augenhöhe mit anderen Industriestaaten… endlich am Ziel? Nur fast. Denn die 1990er Jahre brachten eine neue Herausforderung mit sich: die Asienkrise im Jahr 1997. Die übermäßige Verschuldung der Chaebols und eine instabile Finanzstruktur führten zum Kollaps der südkoreanischen Wirtschaft.
Das Land musste einen Rettungsschirm des Internationalen Währungsfonds in Höhe von 58 Milliarden US-Dollar in Anspruch nehmen – den größten seiner Art. Um die nationale Krise zu bewältigen, startete die Regierung eine einzigartige Kampagne: Millionen von Südkoreaner*innen spendeten ihr privates Gold, um den Versuch zu starten, die Auslandsschulden des Landes zu tilgen.
"Ich bin generell kein Fan davon, alles kulturalistisch zu sehen, aber in dem Fall stand wirklich der kollektivistische, konfuzianistisch geprägte kulturelle Hintergrund dahinter. Man tut alles für das Volk."
Immerhin rund 225 Tonnen Gold kamen so zusammen.
Marcus und Bo liefern dieses Mal eine Zeitreise: zwei Folgen, ein Deep Dive und die Skurrilität des südkoreanischen Wirtschaftswunders – all das gibt es in den nächsten beiden Folgen von What the Wirtschaft!?.
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