SüdafrikaAids-Medikamente aus dem Automaten
In Johannesburg steht der erste Apothekenautomat des afrikanischen Kontinents. Er versorgt seit vier Monaten vor allem HIV-Patienten schnell mit den richtigen Medikamenten.
Das Township Alexandra in Johannesburg ist das ärmste und gefährlichste Township von Johannesburg. Hier steht seit vier Monaten in einem Einkaufszentrum eine hochtechnologische Innovation, der Apothekenautomat. Der Automat ist schrankgroß und funktioniert wie ein Geldautomat. Eine Beratung gibt es auch. Die Stimme, die aus dem grauen Telefonhörer des Automaten tönt, spricht Sotho.
Die Medikamentenausgabe dauert zehn Minuten
Cornel Okote ist in die Filiale der "Apotheke der Zukunft" in das Einkaufzentrum gekommen. Zum ersten Mal benutzt er den Automaten dort.
Cornel hat seine Medikamente bisher immer aus einer normalen Apotheke abgeholt. Und das dauert in Johannesburg wegen der langen Schlangen davor oft mehrere Stunden. Umgehen konnte er die langen Wartezeiten nicht. Auch dann nicht, wenn er bereits um halb vier morgens aufgestanden ist, um sich anzustellen:
"Dafür bin ich um halb vier morgens aufgestanden und direkt hingefahren. Sie machen um halb sieben auf. Um halb vier nachmittags war ich dann wieder zu Hause."
Lange Schlangen vor den Apotheken
Südafrikas Gesundheitssystem ist schon lange überlastet. In Krankenhäusern und vor Apotheken müssen die Menschen immer in langen Schlangen warten. Einige Gesundheitsstationen seien völlig heruntergekommen und es fehle an Ausstattung und Arbeitskräften, sagt Luckyboy Mkhondwane von der NGO Treatment Action Campaign.
"Es fehlt an Geräten und Arbeitskräften. Viele Fachkräfte wandern aus, hier sind sie überlastet und unterbezahlt."
Luckyboy Mkhondwane und die NGO beobachten das Automatenprojekt daher von Beginn an. Die NGO wurde vor 20 Jahren aus Protest gegen die HIV-Medikamenten-Politik der damaligen Regierung gegründet. Sie kümmern sich bis heute darum, dass Aids-Kranke behandelt werden und Medikamente erhalten. Der Apothekenautomat in Johannesburg ist ein Pilotprojekt und entstand aus einer Zusammenarbeit zwischen der Regierung und zwei Hilfsorganisationen. Die Technik des Automaten kommt aus Deutschland.
Unterstützung und Überwachung durch einen Apotheker
Bei der Erstbenutzung unterstützt Apotheker Taffy Chinamhora die Kunden. Sie müssen sich mit ihrem Personalausweis und der Klinikkarte registrieren und bekommen dann eine Apothekenkarte mit Barcode. In der Cloud des Automaten werden alle Rezepte und Medikamente erfasst. Das erleichtert die Disposition für die Zielpatienten: Stabile chronisch Kranke, die ein Medikament für sechs Monate bekommen. Sie haben Asthma, Diabetes, Bluthochdruck oder HIV. Gibt ein Kunde seine vierstellige Pin an dem Apothekenautomaten ein, fassen Greifarme die richtige Packung und werfen sie in eine Box. Darin fährt das Medikament bis zum Automaten und wird in die Ausgabe geworfen.
Hintergrund
Südafrika hat weltweit die meisten Aidspatienten. Und die meisten Neuinfektionen. Jeder fünfte Südafrikaner zwischen 15 und 49 Jahren ist mit HIV infiziert. Zwei Millionen haben keinen Zugang zu Medikamenten, viele andere bekommen sie nur unregelmäßig. Im Township Alexandra brauchen rund 30.000 Menschen Medikamente für ihre Krankheiten. Vor 2006 mussten sie die Medikamente selbst bezahlen. Jetzt übernimmt die Regierung die Kosten. Der Automat ist ein Erfolg: Im Juni wurden rund 3.000 Patienten versorgt. Weitere Automaten sollen gebaut werden.
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