MilitärputschAngst vor dem nächsten Militärregime im Sudan
Nach einem Militärputsch gibt es weiterhin schlimme Proteste im Sudan, der gestürzte Präsident Omar al-Baschir sitzt im Gefängnis. Wer als nächstes an die Macht kommt, ist unklar. Das Land steht auf der Kippe.
Drei Jahrzehnte lang war Omar al-Baschir der Machthaber im Sudan und herrschte autoritär über die etwa 37 Millionen Menschen. Das ist vorbei: Nach monatelangen Massenprotesten hat das Militär gehandelt, den Präsidenten gestürzt und einen Militärrat als Übergangsregierung eingesetzt. Doch die Proteste gehen weiter: Die Demonstranten fordern eine zivile Regierung – und einen ordentlichen Prozess für Omar al-Baschir.
"Ich glaube, das Schicksal von Omar al-Baschir ist noch lange nicht besiegelt."
Die Lage im Sudan ist im Moment relativ friedlich. Es gibt Sitzproteste vor dem Hauptquartier des Militärs. "Das ist auch ein politisches Gegenüber", sagt Björn Blaschke, Korrespondent in Nordafrika: Die Anführer der Demonstranten fordern eine komplett zivile Regierung, das Militär hingegen will einen Präsidenten einsetzen, der aus den Reihen der Armee stammt.
Mutige Demonstranten im Sudan
Die Proteste der Menschen sind mutig: Seid 30 Jahren werden sie von der Militärdiktatur beherrscht. Außerdem sind im Land Milizen aktiv, seit 2003 sind in der sudanesischen Region Darfur mehrere Hunderttausend Menschen im Bürgerkrieg zwischen der Regierung und verschiedenen Volksgruppen getötet worden. Die Regierung in der Hauptstadt Khartum hat einen massiven Unterdrückungsapparat aufgebaut. "Angesichts dessen sind es sehr viele Menschen, die im Sudan aufbegehren", sagt Björn Blaschke. "Das finde ich beeindruckend."
"Die Demonstranten sagen: 'Wir haben den Mut, diesen Terror des Regimes zu überwinden. Und wir gehen dafür auch auf die Straße!'"
Das Militär hat also den Diktator gestürzt. Nun wollen die Demonstranten das Militär stürzen, bevor es an die Macht kommt. "Die Demonstranten wollen nicht hinnehmen, dass das Militär weiterhin eine führende politische Rolle im Staat hat", fasst Björn Blaschke zusammen. Das Militär ist aber immer noch stark im Sudan und geht gerade gegen die Größen des alten Regimes vor: Der Parlamentspräsident ist verhaftet worden, als er das Land verlassen wollte. Auch zwei Brüder von Omar al-Baschir hat das Militär gefasst. Die wichtigsten Staatsanwälte des Sudans sind entlassen worden.
"Es gibt aber durchaus Kräfte im Land, die demokratisch legitimiert sind. Aber die müssen sich erst mal durchsetzen."
Die Zivilisten haben eine schlechte Ausgangsposition. Auch wenn es ein Justizwesen gibt und ein Parlament, sind diese doch komplett durchsetzt gewesen vom alten Machtapparat und so eher Kulisse als wirklich demokratische Institutionen. "Das muss man erst mal loswerden, um dann etwas Neues aufzubauen", so Björn Blaschke. "Es gibt durchaus Kräfte im Land, die demokratisch legitimiert sind. Aber die müssen sich erst mal durchsetzen."