StudierenWie sich Uni und Leben trotz Inflation finanzieren lässt
Inflation und wenig BAföG - Studieren ist ohne finanziellen Zuschuss der Eltern heutzutage kaum möglich. Das sollte aber nicht so sein, meint Katja Urbatsch, Mitbegründerin der Initiative Arbeiterkind.de.
Die Inflation wirkt sich auf unser Leben aus. Besonders betroffen sind Studierende und Auszubildende. Steigende Mieten, Strom- und Lebensmittelpreise führen dazu, dass Studierende ihr Studium abbrechen oder Abiturient*innen erst gar keines anfgangen. Das betrifft vor allem Kinder aus nicht akademischen Familien, eben "Arbeiterkinder".
Großer Finanzdruck auch bei bereits Studierenden
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas ruft Länder und Kommunen deswegen dazu auf, für Bildungsgerechtigkeit zu sorgen. Aber nicht nur finanzielle Hürden machen den Weg in den Hörsaal schwer, erklärt Katja Urbatsch, Gründerin und Geschäftsführerin der Initiative Arbeiterkind.de. Es fehle häufig an Vorbildern in der Familie, an denen sich die Kinder orientieren könnten, aber auch einfach am Austausch darüber, wie es so läuft an der Uni.
"Es liegt natürlich erst mal daran, dass Arbeiterkindern in der Familie die Vorbilder fehlen, an denen sie sich orientieren oder um Rat fragen können."
Da vielfach Informationsangebote auch an Schulen fehlen, gehen die Mitarbeitenden von Arbeiterkind.de dorthin, um Interessierten zu zeigen, welche finanziellen Fördermöglichkeiten es gibt. "Studienfinanzierung ist ein ganz großes Thema. Es ist natürlich auch eine Hürde. Wenn du an der Uni angekommen bist – so ging es mir jedenfalls – bekommst du ganz schnell einen riesen Kulturschock", erklärt Katja Urbatsch.
Vorsprung der Bildungsbürger-Kinder
Sie fühlte sich an den ersten Tagen in der Hochschule allein gelassen. Andere Studierende konnten besser mit Fremdwörter umgehen oder hatten schon tolle Praktika bei renommierten Unternehmen gemacht. "Für die war es einfach selbstverständlich, dass sie studieren", sagt Katja Urbatsch. Ihre Kommiliton*innen haben einfach eine ganz andere Unterstützung aus der Familie erfahren.
Die Initiative Arbeiterkind.de hat in Deutschland 80 lokale Gruppen mit ehrenamtlichen Unterstützer*innen, die größtenteils selbst die ersten in ihrer Familie waren, die studieren oder studierten.
Ausbildung darf nicht von der Finanzierung abhängen
Abiturient*innen aus Familien mit niedrigem Einkommen hätten große Bedenken, ob sie überhaupt ein Studium beginnen sollen. In diesen Familien heißt es dann schnell "lieber nicht", so Katja Urbatsch. "Wir werden sehen, wie sich das im Wintersemester gestaltet. Bei den meisten Hochschulen ist am 15. Juli die Frist abgelaufen. Ich habe das Gefühl, dass es einen großen Finanzdruck gibt bei denen, die studieren", sagt Katja Urbatsch.
Denn viele würden auch ihre Eltern nicht belasten wollen. Es spreche durchaus nichts dagegen, wenn Schulabgänger*innen zuerst eine Ausbildung machen. Aber wenn es eine Entscheidung gegen die eigenen Fähigkeiten oder das Talent sei, "finde ich es wirklich sehr schade, wenn wir nicht unser Potenzial ausschöpfen", sagt Katja Urbatsch.
Ausbildung darf ihrer Meinung nicht von der Finanzierung abhängen. "Deswegen sollte jede*r die Möglichkeit haben zu studieren, wenn er oder sie das möchte", so Katja Urbatsch von der Initiative Arbeiterkind.de.