Studie zu MikroplastikPlastik im Bauch
Wie Mikroplastik im Menschen wirkt, ist noch nicht klar. Im Darm ist es jedenfalls angekommen - in acht von acht Stuhlproben. Das zeigt eine Untersuchung aus Österreich. Wir haben mit einem der Forscher gesprochen.
Mikroplastik sind Plastikteile, die kleiner als fünf Millimeter sind. Sie landen über Pflegeprodukte, Verpackungen und andere größere Kunststoffstücke in der Umwelt. Inzwischen sind sie auch im menschlichen Körper – wir scheiden die mikroskopisch kleinen Plastikstückchen wieder aus. Ein Forscher-Team der Medizinischen Universität in Wien und des österreichischen Umweltbundesamtes hat zum ersten Mal Mikroplastik in Stuhlproben von Menschen nachgewiesen.
Philipp Schwabl ist Gastroenterologe und hat an der Untersuchung mitgearbeitet. Sein Fachgebiet sind Magen-Darm, Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse. Wir haben mit ihm gesprochen. Er sagt, nun sei nachgewiesen, dass Mikroplastik aus der Verpackung in den menschlichen Verdauungstrakt gelangt. Bei Tieren sind die Partikel bereits in Organen und im Blut gefunden worden.
"Bei Tieren weiß man, dass Mikroplastikpartikel aufgenommen werden können. Man hat sie im Blut oder in der Leber gefunden."
Für die Studie haben acht Probandinnen und Probanden aus verschiedenen Ländern ein Ernährungstagebuch geführt und anschließend eine Probe abgegeben. In allen acht Proben wurde Mikroplastik nachgewiesen.
Mikroplastik in allen Proben
Die Probanden im Alter zwischen 33 und 65 Jahren, die auf verschiedenen Kontinenten leben, führten eine Woche lang ein Ernährungstagebuch und gaben anschließend die Stuhlprobe ab. Alle Teilnehmer nahmen in dieser Zeit in Plastik verpackte Lebensmittel oder Getränke aus PET-Flaschen zu sich. Vegetarier waren nicht darunter. Die Mehrzahl von ihnen aß auch Fisch oder Meeresfrüchte.
Bettina Liebmann, Expertin für Mikroplastik-Analysen im österreichischen Umweltbundesamt, sagt, dass neun verschiedene Kunststoffarten in der Größe von 50 bis 500 Mikrometern nachgewiesen wurden. Auf Millimeter umgerechnet sind das Teilchen, die 0,05 bis 0,5 Millimeter groß sind.
Am häufigsten fanden sich in den Proben Polypropylen und Polyethylenterephthalat, auch unter der Abkürzung PET bekannt. Einen Zusammenhang zwischen dem Ernährungsverhalten und einer Belastung mit Mikroplastik konnten die Wissenschaftler aufgrund der kleinen Probandengruppe nicht herstellen. Philipp Schwabl sagt, dass das Mikroplastik nicht unbedingt in den Lebensmitteln selbst, sondern in ihrer Umhüllung steckt.
"Allein die Verpackung von Lebensmitteln kann dazu führen, dass es zu einem Abrieb kommt und Mikroplastik entsteht."
Beim Menschen steht der wissenschaftliche Nachweis, dass Mikroplastik sich im Körper ablagert und anreichert, noch aus. Es gibt Anzeichen dafür, dass Mikroplastik den Magen-Darm-Trakt schädigen kann, sagt Philipp Schwabl.
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