PsychologieSo ticken Superreiche
Rainer Zitelmann ist Unternehmer und Multimillionär. Für seine Doktorarbeit hat er 45 Menschen befragt, die zehn Millionen Euro oder mehr auf dem Konto haben. Er wollte wissen: Wie ticken sie, diese Superreichen? Und er hat erstaunliche Ähnlichkeiten zwischen ihnen festgestellt.
Viele seiner Interviewpartner kannte Rainer Zitelmann schon, denn Superreiche haben eine Sache gemeinsam: Sie reden nicht besonders gerne über ihr Geld und wenn doch dann nur mit Menschen, denen sie vertrauen. "Die hatten bei mir nicht den Verdacht, dass es ein linker Soziologe ist, der sie in die Pfanne haut." Genau darum gibt Zitelmanns Doktorarbeit seltene Einblicke in die Welt der Superreichen. Wichtigstes Auswahlkriterium für seine Interviewpartner war, dass sie Selfmademillionäre sind oder, wenn sie geerbt haben, dieses Erbe erheblich vermehrt haben: Einer davon ist Theo Müller, der einst mit vier Mitarbeitern angefangen hat und heute 21.000 Mitarbeiter hat. Ein anderer hatte vier Läden geerbt und daraus 300 Geschäfte gemacht.
Bei seiner Befragung ist Rainer Zitelmann aufgefallen, dass viele seiner Interviewpartner schon früh unternehmerisch tätig waren. Sie haben sich als Schüler und Studenten nicht mit Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten, sondern "schon mit 15, 16, 17 angefangen, irgendwelche Dinge zu verkaufen." Diejenigen, die das nicht getan haben, waren in ihrer Jugend häufig Leistungssportler und standen damit im Wettbewerb mit anderen.
"Alle haben sich als sehr gute Verkäufer bezeichnet. Das kann heißen, eine Idee zu verkaufen, neue Mitarbeiter zu gewinnen, eine Baugenehmigung zu bekommen. Also andere Menschen von sich einzunehmen und zu überzeugen."
"Ich schwimme gegen den Strom"
Superreiche haben sich an einem bestimmten Punkt im Leben gegen die Mehrheit entschieden. Nach dem Motto: Wenn alle nach rechts gehen, gehe ich nach links. "Das sind Menschen, die sich nicht so sehr danach richten, was andere denken, sondern sich ihre eigene Meinung bilden."
Reichtum lag bei diesen Menschen nicht unbedingt in der Familie, betont Rainer Zitelmann, dafür aber der Mut zum Unternehmertum. 60 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Eltern Unternehmer waren. "Die Eltern waren meistens Mittelschichtsleute, es waren kleine Handwerker oder sie haben ein paar Läden gehabt. Die Eltern waren aber meistens selbstständig."
"Reich wird man eher als selbstständiger Unternehmer. Dass man als Angestellter reich wird, ist eher selten."
So gehen Superreiche mit Niederlagen um
Eine weitere Gemeinsamkeit der Superreichen: "Wenn etwas Negatives passiert, machen sie nicht andere dafür verantwortlich. Nicht die Gesellschaft ist schuld, nicht der Mitbewerber ist schuld und auch nicht die Kollegen oder die Mutter. Sie sagen: Ich bin selber schuld und übernehmen selbst die Verantwortung." Einige seiner Befragten mussten mit schweren Krisen umgehen, erzählt Rainer Zitelmann. Ein Interviewpartner hat in wenigen Jahren 80 Millionen Euro verloren, ein anderer auf einen Schlag 50 Millionen. Beide sind in dieser Situation ruhig und gelassen geblieben. Später haben sie das Geld zurück erwirtschaftet.
"Bei vielen ist aus dem Misserfolg die nächste Stufe des Erfolges geworden. Sie hatten ein Problem, das sie lösen mussten, und haben dann nicht nur den Ausgangszustand wiederhergestellt."