StudiePlastik ist eine globale Bedrohung

Plastik könnte unsere Umwelt so sehr verändern, dass sich das nicht mehr rückgängig machen lässt. Zu dem Ergebnis kommt ein internationales Forscherteam in einer neuen Studie, die im Magazin "Science" veröffentlicht wurde. Vor allem das Micro- und Nanoplastik lasse sich nur schwer aus der Umwelt entfernen.Wir haben mit Annika Jahnke gesprochen, sie ist Umweltchemikerin am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung und war an der Studie beteiligt.

Annika Jahnke sagt, dass die Plastikverschmutzung in vielen Bereichen der Erde, also vor allem im Meer, nicht wieder rückgängig gemacht werden kann. "Plastik, was in die Umwelt gelangt, wird dort verbleiben. Es ist sehr, sehr langlebig. Gleichzeitig werden aber auch über lange Zeiträume, also Jahrzehnte bis Jahrhunderte freie Chemikalien abgegeben", so die Wissenschaftlerin.

"Dadurch, dass wir das große Plastik nicht aus der Umwelt entfernen, können wir das kleinere noch viel weniger zurückholen."
Annika Jahnke, Umweltchemikerin am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung

Aber auch kleine Partikel, also Mikro- und Nanoplastik, befinden sich dann in der marinen Umwelt. Schon bei großen Plastikteilen ist es schwierig, es aus der Umwelt zu entfernen. Bei den kleinen Partikeln ist es so gut wie unmöglich, sagt Annika Jahnke. Und eine hohe Plastikkonzentration – etwa im Wasser, beziehungsweise im Meer – ist giftig für Pflanzen und Lebewesen.

Plastik hat Einfluss auf den Klimawandel

Zusätzlich kann eine hohe Plastikkonzentration möglicherweise auch den Klimawandel befördern, vermuten die Forschenden. In den oberen Ozeanschichten schwimmt Phytoplankton, es kann dann aber nicht mehr so stark wachsen, weil das Plastik zum Beispiel das Sonnenlicht abschirmt. "Und dadurch kann das Phytoplankton weniger Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre aufnehmen und beim Absterben in die Tiefsee transportieren," sagt die Umweltchemikerin.

"Außerdem vermuten wir, dass Plastik den Biodiversitätsverlust verstärken könnte."
Annika Jahnke, Umweltchemikerin am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung

Wenn weniger Phytoplankton in die Tiefsee absinkt, könnte das einen Effekt auf die Artenvielfalt haben, weil Tiefseelebewesen einfach weniger Nahrung bekommen. Hinzu kommt der Effekt von Plastik, den wir bereits aus Berichten und von Fotos kennen: Wale oder andere Meeresbewohner schlucken den Plastikmüll oder verfangen sich darin – und sterben.

"Gerade bei seltenen Tieren, die auf der Roten Liste stehen, weil es wirklich nur noch wenige Individuen weltweit gibt, können Verstrickungen in Fischernetze relevant sein."
Annika Jahnke, Umweltchemikerin am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung

Lösungsvorschläge

Die Forschenden machen auch Vorschläge, was wir verändern könnten: Zum Beispiel sollten mehr Kunststoffe entwickelt werden, die nicht mehr so schädlich für die Umwelt sind, außerdem müssten Recyclingsysteme verbessert werden. "Dazu gehören aber sicherlich auch politische Maßnahmen", sagt Annika Jahnke, "zum Beispiel darf es dann nicht sein, dass recyceltes Plastik teurer ist, gegenüber neuem Plastik."

"Man muss sicherlich auch eingreifen und den Export von Plastikmüll in Gebiete mit weniger gut entwickelter Abfallbehandlung verhindern."
Annika Jahnke, Umweltchemikerin am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung

Auch dürfe unser Plastikmüll aus westlichen Ländern nicht in Staaten exportiert werden, in denen das Recycling nicht wirklich gut entwickelt ist, so die Wissenschaftlerin. Das Verbot von Einwegplastik, was ab dem 3. Juli 2021 greifen wird, findet Annika Jahnke hingegen einen guten Ansatz, weil dadurch auch weniger Plastik produziert werde.

Und nicht zuletzt sollten wir bei uns selber anfangen, unseren Plastikkonsum einmal überdenken und schauen, dass wir mehr auf Mehrwegprodukte setzen und insbesondere keinen Plastikmüll in der Umwelt zurücklassen, der dann vielleicht über Flüsse in die Meere gelangen kann.