Studie in SchwedenWie Risikokapitalgeber die Genderklischees bedienen
Bei Männern heißt es: jung und erfolgversprechend. Bei Frauen heißt es: jung und unerfahren. Eine Studie in Schweden zeigt, wie unterschiedlich Geschlechter wahrgenommen werden, wenn Startkapital vergeben wird.
Wissenschaftler in Schweden haben über einen Zeitraum von zwei Jahren die Entscheidungsfindung bei der Vergabe von staatlichem Risikokapital an Start-ups und Unternehmen untersucht.
Die Studie ist ungewöhnlich, denn solche Entscheidungen bleiben eigentlich geheim. Warum der eine die Kohle bekommt, die andere nicht - darüber wird üblicherweise nicht geplaudert.
Geschlechterstereotypen entscheiden mit
Doch die Wissenschaftler konnten 125 Anträge auf Risikokapital untersuchen: Mehr als drei Viertel der Anträge kamen von männlichen Unternehmern, weniger als ein Viertel von Frauen. Männer stellen also mehr Anträge und erhalten deshalb auch mehr Risikokapital. Aber den Forschern ist noch etwas anderes aufgefallen.
Nämlich: die Sprache. In den Entscheidungsrunden der Risikokapitalgeber geht es auch um das Auftreten der Antragsteller - um ihre Kleidung, ihre Dynamik und Rhetorik.
Arroganz bei Männern ist gut - bei Frauen geht es um emotionale Schwächen
Mit welcher Sprache die Antragsteller beschrieben wurden, spiegelte übliche Geschlechterklischees wider - mit wenigen Ausnahmen. Männer wurden als dynamisch, entschieden und gewandt beschrieben - Frauen hingegen als gut aussehend, als kompetent, aber auch unerfahren.
Junge Männer und junge Frauen wurden stets mit dem Adjektiv "jung" beschrieben. Bei den Männern wurde das als vielversprechend gewertet, bei den Frauen eher als Unerfahrenheit. Männer wurden dafür gelobt, aggressiv oder gar arrogant aufzutreten, während die Erfahrung und die Begeisterungsfähigkeit von Frauen immer mit ihren emotionalen Schwächen gegengecheckt wurde. Mehr von diesen Klischees gibt es in der Pressemitteilung zur Studie.
Stereotypen hatten auch Einfluss auf die Entscheidung
Diese sprachlichen Stereotypen beeinflussten auch die Vergabe der Fördergelder. Frauen bekamen ihre Anträge nur in rund einem Viertel der Fälle durch, bei den Männern war es die Hälfte. Auch bekamen Frauen häufig eine viel geringere Summe als sie gefordert hatten - nämlich in über der Hälfte der Fälle.