Corona-PandemieMehr Anrufe bei der Telefonseelsorge
Seit Ausbruch der Corona-Pandemie melden sich bei den verschiedenen Telefonseelsorgen mehr Menschen: Im Durchschnitt hat die Zahl der täglichen Gespräche um 20 Prozent zugenommen. Auch bei der Studentischen Telefonseelsorge Hamburg gibt es mehr Anrufe, so Christof Jäger, der das Angebot leitet.
Im Vergleich zur Zeit vor dem Ausbruch der Pandemie verzeichnet die Studentische Telefonseelsorge Hamburg sogar 30 Prozent mehr Anrufer und Anruferinnen, so Christof Jäger. Er ist auch Pastor und Psychotherapeut. Er und sein Team, das aus Leuten besteht, die alle ehrenamtlich arbeiten, besetzen täglich die Telefone von 20 bis 24 Uhr.
Telefonseelsorge: Im Schnitt 20 Prozent mehr Anrufe
Es gibt Menschen, die häufiger anrufen und aus ihrem Leben und aus ihrem Alltag erzählen. Aber auch Menschen, die akut in einer schweren psychischen Krise stecken.
Seit März schwinge bei fast allen Gesprächen die Pandemie mit. "Die Probleme, die vielleicht auch vorher schon da waren, sind teils nochmal dringlicher geworden", sagt Christof Jäger. Auch, weil manche psychiatrischen Angebote zwischendurch ausgefallen sind oder teils nur eingeschränkt möglich waren und sind. Aber auch, weil private Gespräche sind nicht mehr so einfach möglich sind.
"Sich privat treffen, um sich zu unterhalten, das ging alles nicht mehr. Das führt dann zu noch mehr Einsamkeit als ohnehin schon da ist."
Die Einsamkeit werde dann noch größer, so Christof Jäger. Und Einsamkeit sei ohnehin schon ein Riesen-Thema.
Bei den Telefongesprächen halten sich Christof Jäger und sein Team mit schnellen Lösungen und vermeintlich guten Ratschlägen zurück. Denn die Anrufer und Anruferinnen hätten sich meist mit ihrer Situation intensiv beschäftigt und auseinandergesetzt.
"Beim Gespräch geht es eher darum zu verstehen, was ist denn bei diesem Menschen gerade los."
Dann mal eben nach wenigen Minuten Gespräch gut gemeinte Ratschläge zu erteilen, sei nicht sinnvoll.
Hilfe suchen ist ein wichtiger Anfang
Die Anrufer und Anruferinnen bei der Telefonseelsorge hätten die erste Hürde genommen: Sie werden aktiv, greifen zum Hörer und wollen erzählen, wie es ihnen geht. "Das ist ein großer Schritt", sagt Christof Jäger. Denn dazu gehört auch, sich einzugestehen, dass Hilfe nötig ist. Christof Jäger will alle ermutigen, Angebote wie zum Beispiel die Telefonseelsorgen zu nutzen.
Wenn du selbst von Suizidgedanken betroffen bist, versuche, mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Das können Freunde oder Verwandte sein, müssen es aber nicht. Es gibt eine Vielzahl von Hilfsangeboten, bei denen du – auch anonym – mit anderen Menschen sprechen kannst. Eine Übersicht der Angebote findest du zum Beispiel bei der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.
Sofortige Hilfe erhältst du rund um die Uhr bei der Telefonseelsorge unter der kostenlosen Rufnummern 0800 - 111 0 111 und 0800 - 111 0 222. Und im Internet unter www.telefonseelsorge.de.
Die Studentische Telefonseelsorge Hamburg ist erreichbar von 20 bis 24 Uhr unter: 040-411 70 411.