StreamingdiensteQuibi in der Krise
Quibi sollte der Streamingdienst für mobile Menschen sein und kurze Premium-Videos für unterwegs liefern. Doch der Dienst bleibt weit unter den Erwartungen. Wie es weitergeht, ist unklar.
Es gibt Netflix. Es gibt Amazon Prime. Es gibt Hulu, auch Apple TV und Disney wollen ein Stück vom Streaming-Kuchen abhaben. Und es gibt Quibi. Dieser Streamingdienst ist ein wenig anders als die großen Namen: Quibi produziert Shows fürs Streamen von unterwegs mit dem Smartphone.
Quibi steht für Quick Bites, also etwa "schnelle Happen". Kaum eine Folge ist länger als zehn Minuten. Damit sollen die Episoden ideal für unterwegs in Bus oder Bahn sein. Es wirkt ein bisschen wie ein professionelles und höchst aufwändig produziertes Youtube.
Dazu gibt es die Namen vieler Hollywood-Persönlichkeiten. Neben Shows mit Jennifer Lopez, Reese Witherspoon, Kiefer Sutherland, Kevin Hart und Sophie Turner, hat auch Steven Spielberg Produktionen angekündigt. Budget: zwei Milliarden Dollar.
"Die Inhalte sind zwar ganz gut, aber nicht rasend gut."
Aber Quibi hat ein massives Problem: Die Abozahlen sind nicht so, wie erwartet. Fünf Millionen sollten es dieses Jahr werden, laut Medienberichten liegt der Streamingdienst deutlich drunter. Zum Vergleich: "150 Millionen Abonnenten hat Netflix", sagt Torsten Zarges vom Medienmagazin DWDL. "Das muss man erstmal einholen."
Nach Ansicht des Medienjournalisten hat Quibi zwei grundsätzliche Probleme:
- Die Qualität der Inhalte
- Die Corona-Krise
Die Qualität der Videos sei nicht schlecht, sagt Torsten Zarges: "Die Inhalte sind zwar ganz gut, aber nicht rasend gut." Das reiche nicht. Der Wettbewerb von den Streaminganbietern sei inzwischen so hoch, dass Konsumentinnen und Konsumenten die Wahl zwischen sehr vielen Angeboten haben. "Wenn dann mittelmäßige bis gute Inhalte angeboten werden, dann ist das nicht so revolutionär, dass die Menschen da hinströmen."
Corona-Krise schadet Quibi
Die Corona-Krise hat das Geschäftsmodell von Quibi zusätzlich einen Strich durch die Rechnung gemacht: "Dieser Dienst war von Anfang an darauf ausgelegt, dass man in kurzen Häppchen zwischendurch an der Bushaltestelle, in der U-Bahn, ein bisschen was guckt." Doch diese kleinen Pausen auf dem Weg zur Arbeit oder zur Uni seien in Zeiten von Corona wenig bis gar nicht im menschlichen Alltag vorgekommen.
"Ich glaube, dass Quibi den Markt ein bisschen falsch eingeschätzt hat und der Bedarf nicht so stark vorhanden ist."
Dabei war Corona für andere Streamingdienste eine Chance: Bei Netflix, Disney Plus und Amazon Prime sind die Abo-Zahlen noch stärker als sonst hochgeschnellt. "Ich glaube, dass Quibi den Markt ein bisschen falsch eingeschätzt hat und der Bedarf nicht so stark vorhanden ist", sagt Torsten Zarges.
Es gebe Youtube als die klare Nummer eins für alles, was so ein paar Minuten dauert und was Menschen sehen möchten. Und selbst Youtube habe es nicht geschafft, eine kostenpflichtige Premiumangebot zu etablieren. "Die Menschen sind offenbar nicht bereit, für solche Kurzformate Geld zu bezahlen."
Wie es mit Quibi weitergeht, ist unklar. In den nächsten Monaten werden weitere Streamingdienste auf den Markt drängen und Torsten Zarges glaubt nicht, dass sie sich alle halten können. "Ich könnte mir aber vorstellen, dass der eine oder andere Dienst zusammengelegt wird." So könnten sie die Kräfte bündeln und gemeinsam etwas aufbauen, was die Abonnenten anzieht. Etwas, was Quibi nicht geschafft hat.