AuswandernEin Stern für Vancouver
Kulinarisch ist Kanada ein weißer Fleck auf der Gourmet-Landkarte. Sterneküche gibt es nicht. Genau der richtige Ort für mich, denkt Sternekoch Stefan Hartmann - und macht sich auf, sein Küchenglück in dem Land zu suchen, wo der Ahornsirup fließt.
Tenessee, Los Angeles, Mexiko, die Karibik, Frankreich, Berlin - Stefan Hartmann ist als Koch schon ganz schön viel rumgekommen und so einiges erlebt. In Los Angeles zum Beispiel, wo er für den Starkoch Joachim Splichal in der Küche des Restauraunts Patina Gourmet-Menüs für Hollywoodgrößen gezaubert hat. Kevin Coster, Marlon Brando und Salma Hayek gehörten zu den Kunden. Sogar in der Küche von Terminator und Gouverneur Arnold Schwarzenegger hat er schon gekocht. Aber eigentlich interessiert ihn der Starkult nicht:
"Das sind nicht diese Momente, wo da draußen James Cameron am Tisch sitzt und irgendwie zwei Gänge isst... Es sind die Momente, wo Du tolle Produkte in der Hand halten darfst und dann damit einfach schöne Sachen machst."
Die letzten Jahre dann war Stefan Hartmann in Berlin. 2007, da ist er 30 Jahre alt, erfüllt er sich den Traum vom eigenen Restaurant. In einem alten Souterrain in Kreuzberg eröffnet er ein gemütliches Gourmet-Restaurant. Ohne den steifen Schnickschnack, dafür mit viel Liebe zu einfachen, aber kulinarisch raffinierten Gerichten. In ausgelatschten Skaterschuhen steht er in seiner Küche und widmet sich voll und ganz seiner Leidenschaft: kochen mit hochwertigen Zutaten.
Ein Stern für Stefan
Lange war das Hartmann's ein kulinarischer Geheimtipp für Berlin-Kenner. Bis eines Tages ein paar Restaurant-Tester des berühmten Guide Michelin das Restaurant entdecken. Sie sind schlichtweg begeistert von der schnörkellosen, aber besonderen Küche. Als Belohnung gibt es den ersten Stern für Stefan Hartmann. Die Auszeichnung macht ihn zu einem der jüngsten Sterneköche Deutschlands.
"Trotzdem wirft so'n Restaurant weniger ab, als 'ne Currywurst-Bude. Wenn Du 'ne Currywurst verkaufst für 2 Euro 20 - die kost Dich im Einkauf 40 Cent, ne?"
Ein Gourmet-Restaurant zu führen ist wesentlich kostspieliger. Qualitativ hochwertige Ware hat ihren Preis, die Angestellten wollen bezahlt werden und in dem kleinen Restaurant können auch nicht unendlich viele Tische aufgestellt werden. Stefan Hartmann versucht es deshalb mit einem zweiten Restaurant in der Bergmannstraße in Kreuzberg. Dort bietet er seine Gerichte zu erschwinglicheren Preisen an: Statt 60 Euro für ein Drei-Gänge-Menü bezahlt man dort nur 28 Euro. Doch das junge Publikum isst lieber Pizza oder Döner.
Viel Arbeit, keine Kohle
Irgendwann muss Stefan Hartmann einsehen: ich hab nen Fehler gemacht. Er schließt das zweite Restaurant und konzentriert sich wieder auf sein "Hartmann's". Aber es ist zu spät. Der Schuldenberg wächst und wächst, obwohl Stefan Hartmann jeden Tag aufs neue Vollgas gibt. Seine Leidenschaft wird immer mehr zum reinen Broterwerb. Ein Zustand, den Stefan Hartmann kaum erträgt. Er muss sich was überlegen...